Alarm, bevor es brennt
Auf den Punkt
- Die drahtlose Ballenüberwachung reicht bis 200 m weit und ist kinderleicht einzurichten.
- Unser Testballen erreichte bereits nach 12 Stunden gefährlich hohe Temperaturen.
- Den einfachen Schutz vor Selbstentzündung gibt es bereits ab 558 Euro im Jahr.
Über Ballenstapel klettern und mit Sonden die Ballentemperatur mes-sen, ist nervig und gefährlich. Einfach und sicher geht es mit drahtlosen Ballensensoren, die ihre Messwerte auf Hof-PC oder Handy schicken. Temperaturüberwachung und Schutz vor Selbstentzündung gehen damit so einfach wie das Wetter am Handy checken.
Die Grundidee ist clever: Statt mit einer Sonde abwechselnd die Innentemperatur zu messen, stecken Temperaturfühlerin den Ballen und melden stündlich die gemessene Ballentemperatur an eine Basisstation. Mit dem Internet verbunden, schickt sie die Daten an ein Onlineportal, wo der Betriebsleiter die Messwerte abrufen kann.Übersteigt die Temperatur an einem Sensor dieeingestellte Höchstmarke, sendet das Portal eine Warn-SMS an eine hinterlegte Mobilfunknummer.
Was uns gefallen hat: Die SMS bekommt nicht nur der Betriebsleiter, sondernsie geht auchan weitere Nummern, beispielsweise von Mitarbeitern. Droht Gefahr, können die Personen vor Ort so schnell einschreiten.
Alle, die mit Begriffen wie Basisstation, Funkverbindung und Onlineportal am besten nichts zu tun haben wollen, können aufatmen. Wenn etwas am Haytech-System einfach ist, dann ist es der Start. Wir waren schnell mit der Inbetriebnahme fertig – spätestens nach einer Stunde läuft alles.
Das braucht man für den Einsatz der Haytech-Sensoren:
- Internetverbindung mit einem Router
- 230-V-Anschluss für die Basisstation
- 230-V-Anschluss für den optionalen Verstärker
Einrichten ist kinderleicht
Die einzelnen Schritte sind einfach: Batterie in Ballensensoren einsetzen und zusammenschrauben, Basisstation mit Strom und mit einem Internetrouter verbinden, Verstärker in der Scheune anschrauben und in die Steckdose stecken, sich auf der Internetseite anmelden – fertig! Bereits nach kurzer Zeit sendeten unsere Sensoren ihre Messwerte.
So haben wir getestet
In der vergangenen Saison testeten wir Haytech von Quanturi mit zehn Messsonden. Das ist das kleinste Paket, das Quanturi anbietet. Wir bauten das System auf, nahmen es in Betrieb und überwachten damit Heu- und Strohballen nach der Ernte.
Die Basisstation montierten wir im Stallbüro und stöpselten sie im gleichen Router wie der Melkroboter an. Die Scheune für die Ballen lag rund 60 m entfernt. Im Heulager hatten wir deshalb einen optionalen Verstärker montiert.
Basisstation und Sensoren dürfen maximal 50 m auseinanderliegen. Verstärker und Basisstation sollten nicht mehr als 200 m auseinanderliegen. Rund um den Hof lassen sich damit viele Lagermöglichkeiten abdecken. Probleme machen weit entfernte Feldlager – ohne Strom und Internet gibt es auch keine Überwachung.
Unsere Erfahrungen mit der Reichweite: Auch wenn die Ballen 50 m entfernt von Verstärker und Basisstation, getrennt durch Wände, lagerten, klappte die Temperaturmeldung ohne Probleme. Damit man sich nicht in falscher Sicherheit wiegt, meldet sich die Basisstation, wenn keine Internetverbindung besteht. Das ist wichtig, falls der Strom fehlt oder jemand aus Versehen das System aussteckt.
Mit einem zu feucht gepressten Strohballen probten wir den Ernstfall. Innerhalb von gerade mal 12 Stunden stieg die Temperatur im Ballen von 47 auf über 66 °C! Haytech warntab der eingestellten Temperatur mit einer Warn-SMS und der zugehörigen Sondennummer. Die steht mit großen Ziffern auf dem leuchtend orangefarbenen Sondenkopf.
Was die Sensoren messen, zeigt das persönliche Onlineportal von Quanturi als Übersicht oder Diagramm mit Temperaturverlauf. Hier erstellt man einfach virtuelle Ballenlager und -stapel. Wem dies als zu viel Firlefanzerscheint, dem können wir einen Tipp geben: So einfach es klingen mag, so knifflig ist es, bestimmte Sensoren im Ballenstapel wiederzufinden.
Wir konnten die neue Version des Onlineportals ausprobieren. Auf einen Blick sieht man dreidimensional die Ballenstapel mit den zugeordneten Sensoren. Außerdem klasse: Jeder Sensor lässt sich für die Dok mentation als csv- oder Excel-Datei exportieren!
Was Quanturi aus unserer Sicht noch ändern sollte: Bisher sind die Werte online auf dem PC oder dem Handy über die Portalseite abrufbar. Wir wünschen uns eine App, in der man alle Daten einsehenkann.
Quanturi ist übrigens ein junges finnisches Unternehmen. Die Idee für den Funksensor hatte eine Landwirtstochter aus Frankreich. Was für Ballen funktioniert, nutzt auch für Getreidelager, Heutrocknung oder Kompostierungsanlagen. Quanturi bietet für diese Einsätze angepasste Sensoren an.
Wie rechnen sich die Sensoren?
Quanturi bietet für die Sensoren eine Kombination aus einmaligem Kauf und Abo-Modell. Zehn Sonden kosten für die ersten drei Jahre 1.790 Euro. Bei 50 Sonden sind es 4.750 Euro. Mit dabei sind die Basisstation, der Verstärker und die Online-Nutzung sowie die Alarmmeldungen per SMS.
Sind die ersten drei Jahre vorbei, kostet jedes weitere Jahr 360 Euro für zehn Sonden oder beispielsweise 500 Euro für 50 Sonden. Die Basisstation ist nicht käuflich, sondern wird geleast, wie das auch bei Internetroutern häufig der Fall ist. Geht irgendwas kaputt, sorgt Quanturi für Ersatz. Mehrkosten oder weitere buchbare Funktionen gibt es nicht.
Wir haben die jährlichen Kosten für 50 Sonden auf fünf Jahre berechnet und kommen durchschnittlich auf 950 Euro pro Jahr (558 Euro für zehn Sonden). Alternativ dazu ist die Messung mit der Handsonde, mindestens täglich und eventuell sogar noch häufiger.
Unser Tipp: Fragen Sie bei Ihrer Brandversicherung nach. Die können den Kauf bezuschussen oder den Beitrag der Police senken.
Unser Testurteil
Reinstöpseln und losmessen – die Haytech-Ballensensoren in Betrieb zu nehmen ist super einfach! Die Onlineoberfläche ist bedienerfreundlich und ausgereift. Ohne Vorwissen fanden wir uns schnell zurecht. Die Sensoren messen stündlich und geben Sicherheit. Professionelle Heuhändler sichern mit den Sensoren ihr Qualität ab, Landwirte schützen sich einfach vor Bränden durch Selbstentzündung.
Jährlich 558 Euro für zehn Sensoren sind nur solange viel Geld, solange nichts passiert. Was man mit den Haytech-Sensoren außer mehr Sicherheit bekommt ist mehr Motivation beim Thema Ballentemperatur überwachen. ●
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