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Geduld, Spucke und Liebe

Was ist sauber und was ist schmutzig? Die Antwort auf diese Frage ist nicht immer die gleiche und liegt im Auge des Betrachters.

Auf den Punkt

  • Gebrauchtmaschinen lassen sich derzeit sehr gut vermarkten – wenn sie gepflegt sind.
  • Für die Reinigung oder Aufbereitung von Maschinen werden nur wenige Hilfsmittel benötigt.
  • Gepflegte Maschinen haben einen geringeren Wartungsaufwand und halten länger.

Beim Verkauf von gebrauchten Landmaschinen zählt der erste Eindruck. Zeigen die Bilder auf technikboerse.com & Co. eine gepflegte Maschine, lassen sich deutlich höhere Verkaufspreise realisieren – und das mit einem minimalen Aufwand. Sie müssen bei der Verkaufsvorbereitung nichts mit Farbe kaschieren, sondern die Stärken der Maschine hervorheben. Wollen Sie sich diese Arbeit nicht selbst machen, können Sie sich beispielsweise Hilfe von einem Traktoraufbereiter holen. Wir haben uns mit Steffi Riedl getroffen, die uns wertvolle Tipps gegeben hat.

Gepflegte Landmaschinen machen nicht nur Spaß, sondern halten auch länger. Bei hohen Investitionen, wie sie für Landmaschinen oft getätigt werden müssen, ist der Werterhalt ein großes Thema. Deshalb beginnt man mit der Maschinenpflege bestenfalls gleich nach der Anschaffung. Lackiertes Blech, Gummi und auch Kunststoff danken es durch eine längere Lebenszeit. Auch Einsatzbereitschaft, Mitarbeiterschutz und Arbeitssicherheit sind in diesem Zusammenhang nicht zu vergessen.

Eine effektive Reinigung hilft, all diese Anforderungen zu erfüllen und Kosten für Ausfälle und Reparaturen zu vermeiden. Die einzelnen Arbeitsschritte sind in der Regel bekannt und auch nicht kompliziert. Nur werden Sie eben zu selten in den Alltag eingeplant. Um Fehler zu vermeiden, sollte niemals unter Zeitdruck gearbeitet werden.

Ein weiterer Tipp vorab: Alle chemischen Produkte wie Reinigungsmittel, Politur und Pflegesprays sollten Sie immer erst an einer unauffälligen Stelle testen. Auch an Traktoren sind heute immer mehr Teile aus Plastik. Vor allem bei Kunststoffen, Gummis und Glas sollten Sie unbedingt probieren, ob sich Reiniger und Material vertragen.

Wenige Hilfsmittel nötig

Für die Gebrauchtmaschinenreinigung beziehungsweise -aufbereitung kommt man mit wenigen Hilfsmitteln aus. In den Körben von Steffi Riedl finden sich Allesreiniger, Silikonspray, Kunststoffpflege, Glasreiniger, Drucksprüher, Schmutzradierer, Mikrofasertücher, Bürsten und Pinsel. Heißwasser-Hochdruckreiniger, Kompressor, Staubsauger und Handfeger gehören zur Ausstattung des Energiehofs Labertal in Lupburg, auf dem wir uns mit dem Putzprofi getroffen haben. Wir fahren den Schlepper auf den Reinigungsplatz und lassen uns verborgene Schmutzstellen zeigen. An dieser Stelle schon der nächste wertvolle Rat: Den Frontlader vorab abbauen – er ist bei Aufbereitungsprofis der größte Feind. Und: Der Schlepper sollte nicht in der prallen Sonne stehen, da sich ansonsten der Reiniger in den Lack fressen kann.

Den groben Schmutz sollte man regelmäßig mit dem Handfeger oder Staubsauger aus der Kabine entfernen.

Bürsten in verschiedenen Größen, die sich an einem Akkuschrauber befestigen lassen, sind hervorragende Helfer.

Auf den Drucksprüher kann nicht verzichtet werden. Damit lassen sich Reinigungsmittel auch an schwer zugänglichen Stellen auf- tragen.

Für die Außenreinigung mit dem Hochdruckreiniger ist ein Podest oder Arbeitskorb ratsam.

Es sind nur wenige Reinigungs- und Pflegemittel nötig, um die Maschine wieder in Schuss zu bringen.

Je nachdem, wie intensiv der Schlepper gereinigt werden soll, beginnt man nun mit den vorbereitenden Maßnahmen. Will man gründlichst reinigen, werden nun die Reifen und die Motorhaube abmontiert und der Fahrersitz ausgebaut. So ist gewährleistet, dass man an alle Stellen kommt.

Erst trocken, dann nass

Befreien Sie vor dem Einsatz von Reinigungsmitteln die Maschine vom groben Schmutz. Groben, trockenen Schmutz oder auch Staub entfernt man zunächst mechanisch oder mit dem Kompressor. Das geht schneller als mit der Nassreinigung, da sich der Schmutz nicht weiter verteilt.

Dann wird der Allzweckreiniger aus dem Konzentrat mit warmem Wasser angemischt. Heck und Motorraum benötigen eine relativ starke Reinigungslösung, um effektiv gegen Ölreste vorzugehen. Ein mittleres Mischungsverhältnis ist für den Außenbereich geeignet. Der Innenbereich der Kabine kommt mit einer milden Lösung aus. Die Reinigungslösung wird nun mit dem Drucksprüher aufgetragen – Schritt für Schritt, sodass nach einer kurzen Einwirkungszeit die entsprechende Stelle weiterbearbeitet werden kann.

Über die Jahre hinweg hat sich bei der Außenreinigung landwirtschaftlicher Maschinen der Hochdruckreiniger durchgesetzt. Alle wesentlichen Verschmutzungen lassen sich damit schnell und wirksam beseitigen.

Fensterflächen sollten während der Saison täglich mit Glasreiniger und Mikrofasertuch gereinigt werden. Das sorgt für einen klaren Blick. Haftet Harz nach dem Forsteinsatz an den Scheiben, kann es mit einem Cerankochfeldreiniger entfernt werden (gilt nicht für lackierte Oberflächen).

Kotflügel sollte man nach jeder Wäsche mit Kunststoffpflege einsprühen. Das Mittel sorgt für eine glatte Oberffäche, an der Staub und Schmutz weniger anhaftet. Soll der Traktor verkauft werden, sorgt das Pflegemittel für eine gute Optik.

Allzwecktücher, wie es sie in jedem Drogerie- und Supermarkt zu kaufen gibt, eignen sich bestens für die schnelle Putzaktion zwischendurch. Mit dem Tuch lassen sich Staub und Schmutz einfach entfernen.

Mit einem Pinsel bekommt man Staub auch aus feinen Ritzen, die mit einem Tuch kaum oder gar nicht zugänglich sind. Am besten Pinsel in unterschiedlichen Größen und diversen Borstenhärten bereithalten.

Schwarze Streifen an den Armaturen – wer kennt sie nicht? Am besten lassen sich die hartnäckigen Verschmutzungen mit Reinigungsmittel und Schmutzradierer entfernen. Bei Bedarf mehrfach anwenden und zum Schluss die Fläche mit einem feuchten Tuch reinigen.

Effizient arbeiten Heißwasser-Hochdruckreiniger: Durch die hohe Temperatur steigt die Reinigungsleistung. Es werden in kürzerer Zeit bessere Ergebnisse erzielt, wodurch im Vergleich zu Kaltwasser-Hochdruckreinigern der Wasserverbrauch sinkt. Noch dazu reduziert sich die Trocknungszeit und damit auch der Arbeitsaufwand. Mit dieser Methode lösen sich Öle und fettige Rückstände besser. Nutzt man Kaltwasserhochdruckreiniger, kann zur Unterstützung ein geeignetes Reinigungsmittel eingesetzt werden, um schnell ein gutes Resultat zu erlangen.

Druck und Wassermenge richten sich bei allen Arbeiten nach Objekt und Verschmutzungsgrad. Der Abstand sollte etwa 50 bis 80 cm von der Oberfläche sein, um die größtmögliche Reinigungswirkung zu erzielen und gleichzeitig Beschädigungen zu vermeiden. Eine hohe Wassermenge hilft dabei besser als zu hoher Druck. Sind die Materialien (zum Beispiel Unterboden oder Reifen) unempfindlich gegenüber Hitze, drehen Sie den Warmwasserregler am Hochdruckreiniger nach oben.

Bauteile mit empfindlichem Lack waschen Sie mit warmem, aber nicht mit heißem Wasser. 50 °C reichen vollkommen aus. Höhere Temperaturen können den Lack verbrühen. Außerdem arbeitet der Ölabscheider bei zu hohen Temperaturen nicht mehr richtig. Flachstrahldüsen mit weitem Strahl sind am besten geeignet. Finger weg von Dreckfräsen. Sie schaden dem Lack durch ihren konzentrierten Punktstrahl.

Und was ist die richtige Reihenfolge bei der Außenreinigung? Eine pauschale Antwort dafür gibt es nicht. „Ich beginne meist mit der groben Unterbodenreinigung, da hier am meisten Schmutz sitzt, der nach oben gespritzt werden kann. Dann wechsle ich nach oben zum Dach, da Wasser nach unten abfließt. Zum Schluss widme ich mich der Motorhaube“, erklärt die Putzexpertin.

Ausreichend Zeit einplanen

Wichtig ist es, nach der Nassreinigung ausreichend Trocknungszeit einzuplanen. Dann geht es mit der Feinarbeit weiter. Um den Schmutz aus dem Kühlergrill zu bekommen, setzt man am besten auf einen Pinsel. Die feinen Borsten drücken den Schutz aus den Öffnungen.

Scheiben werden mit Glasreiniger und Mikrofasertuch gereinigt. Dazu wird der Schmutz kreisrund ausgewischt. Befindet sich nach einem Forsteinsatz Harz an den Scheiben, kann es mit einem Cerankochfeldreiniger als Wunderwaffe entfernt werden. Das gilt nicht für lackierte Flächen, da hier Kratzer entstehen würden.

Zum Abschluss können noch kleine Kratzer an Lackflächen behandelt werden. Dazu wird eine Politur aus der Tube auf die verkratzte Stelle gegeben. Ein sauberes Poliervlies wird mehrere Male gefaltet und der Polierstempel damit einwickelt. Mit dem Polierstempel und dem Poliervlies können Sie so lange mit hohem Druck die Stelle polieren, bis die Kratzer nicht mehr sichtbar sind. Das kann einige Minuten in Anspruch nehmen.

Übrig bleibt eine leichte Vermattung auf dem Lack. Polierrückstände werden zum Schluss mit einem sauberen Poliervlies abgewischt. Tiefe Kratzer lassen sich so nicht ausbessern und müssen angeschliffen werden. Hier holt man sich besser Hilfe vom Profi.

Von außen nach Innen

Wir wechseln ins Kabineninnere. Die Reinigung der Kabine wird oft – und gerne – vernachlässigt, vor allem in der Saison, doch auch hier sollte regelmäßig geputzt werden. Die Grundreinigung beginnen wir mit dem Ausräumen der Kabine. Das Kabineninnerer ist keine Sammelstelle für Getränkeflaschen, Handbücher oder Arbeitskleidung. Auch Bauteile, die sich ausbauen lassen, sollte man entfernen. So können diese einfacher und schneller gereinigt werden. In diesem Zug werden die freigelegten Kanten gereinigt.

Ist die Kabine leer, wird mit der Trockenreinigung begonnen. Schmutzpartikel im Kabinenraum entfernt man mit einem Staubsauger regelmäßig und gründlich. Alternativ lässt sich das mit einem Besen oder Handfeger erledigen.

Nun wird die Kabine mit der angemischten Lösung eingeweicht. Auch im Kabineninneren gilt: Es wird von oben nach unten gereinigt. „Vorsicht beim Dachhimmel“, rät uns Steffi Riedl. Der Himmel ist nur geklebt und kann nach unten fallen, wenn man mit zu viel Wasser arbeitet. Deshalb gilt: Vorsicht beim Krafteinsatz.

Hartnäckigen Schmutz auf den Seitenteilen entfernt man am besten mit einem Schmutzradierer. Für ein zufriedenstellendes Ergebnis müssen die Stellen meist mehrfach behandelt werden, also Allzweckreiniger auftragen und mit dem Radierer versuchen, den Schmutz abzureiben. Ist die Stelle abgetrocknet, muss das Prozedere wiederholen ewrden, bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist. Zum Schluss sollte man die Stelle mit einem feuchten Mikrofasertuch abwischen.

Vorsorge minimiert den Aufwand

Oftmals hat man auch auf dem Acker ein paar Minuten Zeit, sich der Kabinenpflege zu widmen, wenn man beispielsweise darauf wartet, dass der Hänger mit Ballen beladen wird. Mit einer Packung Allzwecktücher, die es in jedem Drogerie- oder Supermarkt zu kaufen gibt, kann man Kunststoffoberflächen kostengünstig und effektiv reinigen. Oder man nutzt einen Pinsel, um Staub aus feinen Schlitzen „auszufegen“.

Den Schlepper reinigt man nicht einfach mal nebenbei, dafür muss man sich Zeit nehmen.

Steffi Riedl, Instagram: Bulldogfee

So werden Schäden an Elektrik, Elektronik und Hydraulik sowie kostspielige Reparaturen vermieden, die durch Staub, Schmutz und Feuchtigkeit entstehen. Nicht vergessen: Kabinenfilter reinigen und so die Verbreitung von Schimmelsporen oder Mykotoxinen verhindern.

Um den Schlepper vor Schmutz zu schützen, kann man abschließend noch vorbeugende Maßnahmen anwenden. Die Reifen können mit Silikonspray eingesprüht werden. So wird verhindert, dass beispielsweise Sickersaft aus Siloanlagen das Material angreift. Auf Kotflügeln empfiehlt es sich, eine Kunststoffpflege aufzutragen. Damit ist die Oberfläche versiegelt und glatt und Staub kann sich nicht so gut darauf festsetzen. „Mit diesen einfachen Handgriffen geht die von vielen Landwirten ungeliebte Reinigung schneller von der Hand“, erklärt uns Steffi Riedl abschließend. ●

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