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Wem nützen die Eco-Schemes?

Prof. Dr. Uwe Latacz-Lohmann, Universität Kiel

Zuerst wurden die Eco-Schemes festgelegt, dann kam der Green Deal. Daran erinnert Latacz-Lohmann und zeigt sich zufrieden, dass immerhin „einige Eco-Schemes relativ gut“ auf die Ziele des Green Deals ausgerichtet seien. Für die nächste GAP-Reform wünscht er sich allerdings eine genauere Abstimmung auf den Green Deal. Langfristig sollten die Eco-Schemes die Basisprämie ersetzen, aber weiterhin freiwillig bleiben. Dadurch würde die Akzeptanz der GAP in der Gesellschaft verbessert.

Wo ist der Nutzen für die Umwelt?

Den Hauptnutzen der Eco-Schemes für die Umwelt erwartet der Agrarökonom bei der Artenvielfalt. Die Eco Schemes Grünbrache auf Ackerland, Altgrasstreifen auf Grünland und Bewirtschaftung ohne chemisch-synthetischen Pflanzenschutz würden wichtige Lebensräume schaffen und Artenvielfalt erhalten. Sehr hilfreich werde auch die Vorgabe für einen guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand sein, der Mindestanteile von Agrarflächen für nicht produktive Nutzung beziehungsweise Stilllegung verpflichtend vorschreibt. Konkret lobt Latacz-Lohmann das Eco-Scheme „Ergebnisorientierte extensive Bewirtschaftung von Dauergrünlandflächen mit Nachweis von mindestens vier regionalen Kennarten“. Hierfür würden 240 Euro/ha Förderung ohne Bewirtschaftungsauflagen bezahlt.

„Es wäre ein tolles Zeichen in die Gesellschaft, wenn Landwirte die Eco-Schemes überzeichnen würden. Dafür muss aber wahrscheinlich noch nachgebessert werden.“

Für Luftreinhaltung oder Boden-, Gewässer- und Klimaschutz erwartet Latacz-Lohmann hingegen keine wesentlichen Auswirkungen durch die neuen Ökoregeln. Allenfalls könne durch das Eco-Scheme „Anbau vielfältiger Kulturen“ wegen des geforderten Mindestanteils von 10 Prozent Leguminosen eine geringe Menge Treibhausgase eingespart werden, weil Landwirte weniger Mineraldünger benötigten.

Der Agrarökonom geht davon aus, dass Grünbrache auf Ackerland sowie Altgrasstreifen und -flächen auf Grünland die bei Landwirten beliebtesten Eco-Schemes sein werden. Allerdings würde nur rund 1 Prozent der jeweiligen Betriebsflächen dafür verwendet werden. Nur für den ersten Prozentpunkt gibt es nämlich 1.300 Euro/ha Acker bzw. 900 Euro/ha Grünland. Mehr Flächen würden – wegen der starken Degression – meist nur extensive Betriebe bereitstellen. Sehr populär dürften auch die Eco-Schemes sein, für die Landwirte nur wenig oder gar nichts ändern müssten: Beibehaltung von Agroforstsystemen, Anwendung von Bewirtschaftungsauflagen in Natura-2000- Gebieten oder die extensive Bewirtschaftung des gesamten Dauergrünlands mit einem Viehbesatz unter 1,4 raufutterfressenden Großvieheinheiten (RGV) pro Hektar.

Wo sind Probleme?

Probleme bei den Eco-Schemes sieht Latacz-Lohmann unter anderem in einem Flickenteppich bei der Umsetzung zwischen den Bundesländern. Während ertragsschwache Standort voraussichtlich mehr Eco-Schemes nutzen, würden sie in intensiv bewirtschafteten Regionen kaum eine Rolle spielen. Landwirte würden Maßnahmen, die derzeit über Agrarumweltmaßnahmen gefördert würden, wahrscheinlich wegen der geringeren Förderhöhe als Eco-Scheme nicht fortsetzen. So werde der Anbau vielfältiger Kulturen je nach Bundesland mit 65 bis 130 Euro/ha gefördert, künftig seien es nur noch 30 Euro/ha. Von Ausgleichszahlungen der Länder ist Latacz-Lohmann aber nicht überzeugt. Dadurch entstünden Verzerrungen in der Fördersituation.

Eine Verbesserung der Eco-Schemes wäre es, diese stärker regional zu differenzieren, um den unterschiedlichen naturräumlichen Gegebenheiten besser Rechnung zu tragen. Das könnte über eine „Bundesliste“ realisiert werden, die deutlich mehr Maßnahmen als die zurzeit vorgesehenen enthält. Die Länder könnten dann diejenigen auswählen, die vor Ort den größten Beitrag zum Umweltschutz versprechen. Insgesamt sei es eine Chance für die Landwirtschaft, wenn Eco-Schemes überzeichnet würden. So könnte ein Zeichen der Landwirtinnen und Landwirte gesetzt werden, mehr für Umweltschutz tun zu wollen. ●

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