Die Zwischenfrucht muss weg
Auf den Punkt
- Die Hauptkultur entscheidet, welche Zwischenfrucht (-mischung) angebaut wird.
- Zwischenfrüchte fixieren freie Nährstoffe während der Sickerwasserperiode.
- Sie müssen nicht zwangsweise eingearbeitet werden; es gibt Alternativverfahren.
Für jede Hauptfrucht bedarf es in Verbindung mit den unterschiedlichen Zwischenfrüchten einer eigenen Vorgehensweise. Begutachten Sie dazu den Zwischenfruchtbestand: Stehen Problemunkräuter in der Zwischenfrucht? Wie ist die Bodenfeuchtigkeit in diesem Jahr? Wie viel Zeit bleibt noch bis zur Aussaat? Welche Technik steht mir in meinem Betrieb zur Verfügung? Welche weiteren gegebenenfalls neuen Möglichkeiten finde ich interessant? Das alles sind Fragen, die Sie sich als Betriebsleiter stellen müssen und deren Antworten jedes Jahr unter Anbetracht der Erfahrungen der Vorjahre neu zu bewerten sind. Zwischenfrüchte sind ein wichtiger Baustein, der Lösungen auf viele aktuelle Probleme liefert. Nicht nur bei der Einarbeitung, sondern schon bei der bei der Wahl der richtigen Zwischenfrucht(-mischung) und der Aussaat müssen die Zielfragen gestellt werden: Welche Hauptkultur wird folgen? Welche Eigenschaften haben die Flächen im Frühjahr und wie will ich die Zwischenfrucht einarbeiten?
Der Bedarf, in Zukunft den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel auf ein Minimum zu reduzieren, stellt eine neue ackerbauliche Herausforderung dar. Für die Bekämpfung winterharter Komponenten braucht es Verfahren und Strategien, die ökonomisch und pflanzenbaulich zu den Betriebsstrategien passen. Es ist niemandem geholfen, wenn in einem nassen Frühjahr beispielsweise eine Rübenkultur etabliert werden soll und durch die häufige, meist auch zu tiefe Bodenbearbeitung die positiven Effekte eines guten Zwischenfruchtanbaus wieder zerstört werden.
Alternative Verfahren verfügbar
Bei der Einarbeitung der Zwischenfrüchte gilt daher weniger ist mehr. Während Einarbeitung und Aussaat vor ein paar Jahren noch ein Problem dargestellt haben und der Pflug ein wichtiger Baustein war, hat die Landtechnik einiges aufgeholt und überdacht. Der Großteil der Maschinen ist mulch- oder sogar direktsaattauglich, sodass die Einarbeitung der Zwischenfrüchte nicht in jedem Fall notwendig ist. Immer mehr Betriebe etablieren daher einen Teil ihrer Kulturen in Direktsaat.
Besonders Ackerbohne und Mais sind Kulturen, die bei guter Bodenstruktur erfolgreich in Direktsaat etabliert werden können. Die Zwischenfrucht übernimmt gemeinsam mit dem vorhandenen Bodenleben die „Bodenbearbeitung“ und sorgt durch die Bedeckung des Bodens für eine Beschattung und Kühlung. Die verzögerte Erwärmung der bewachsenen und damit beschatteten Böden holen die Hauptkulturen im Vegetationsverlauf wieder auf.
Durch die lange Standzeit der Zwischenfrüchte können Leguminosen wertvollen Stickstoff (N) sammeln, der von den Sommerungen gut aufgenommen wird. Dafür gilt es unbedingt, einige grundlegende Dinge zu beachten: Zwischenfrüchte sind mit Blick auf die aktuelle knappe Verfügbarkeit von N-Düngern und die Düngeverordnung ein wertvoller Baustein im Pflanzenbau. Je nach Leguminosenanteil als auch Standzeit sammeln sie eine nicht gerade unbeachtliche Menge an Stickstoff.
Besonders winterharte Leguminosen wie beispielsweise Winterwicke, Esparsette und Rotklee fixieren bis zu Beginn der Maisaussaat weiter wichtige Nährstoffe. Auch Mischungen ohne Leguminosenanteil leisten einen erheblichen Beitrag, indem sie freie Nährstoffe fixieren und für die Folgefrucht überführen. So wird die Auswaschung von Nährstoffüberschüssen in der Sickerwasserperiode (Oktober bis März) stark reduziert und Einträge ins Grundwasser werden vermindert. Das ist nicht nur eine Frage der Ökologie, sondern auch der Ökonomie.
Der Zeitpunkt der Einarbeitung spielt eine Schlüsselrolle. Bearbeitet man die Zwischenfrucht schon im Herbst. So kommt es, ähnlich wie bei der Schwarzbrache, zu erhöhter Nährstoffauswaschung und damit zu hohen Nährstoffverlusten und steigenden Nmin-Werten. Die verfügbaren Nährstoffmengen übertreffen den frühen Bedarf der Sommerungen bei Weitem. Wenn der Standort es zulässt, sollte man mit der Vorbereitung der Flächen deshalb erst im Frühjahr beginnen.
Messerwalze Für Ökologie
Um ein Aussamen im Herbst zu verhindern, reicht es meist aus, den Bestand mit der Cambridgewalze oder einem hohen Schröpfschnitt zu bremsen. Wichtig ist es, dass man den Aufwuchs möglichst grob lässt, da eine feine Zerkleinerung die Umsetzung zu stark fördert. Legt man ein Augenmerk auf den Insektenschutz, so wird man – wenn möglich – die Bearbeitung auf die frühen Morgen- oder die späten Abendstunden verlegen. Insekten halten sich tagsüber gerne in blühenden Beständen auf und man bietet ihnen damit eine Überlebenschance. Dies gilt auch für das Frühjahr.
Praktikabel und effektiv ist der Einsatz einer Messerwalze. Sie sorgt schonend für eine gleichmäßige Zerkleinerung bei hoher Schlagkraft und geringen Betriebskosten. Abhängig von der Anzahl der Walzen und des Messerabstands kommt man oftmals auf eine theoretische Schnittlänge von rund 10 cm.
Unabhängig von der Technik sollte man sich bei der Einarbeitung der Organik veranschaulichen, wie die Natur ohne technische Unterstützung vorgehen würde: Die Zerkleinerung und Einarbeitung werden von unzähligen Lebewesen im Boden übernommen. Diese Lebewesen benötigen Sauerstoff und arbeiten in den obersten Zentimetern des Bodens. Ein tiefes Einarbeiten beispielsweise mit dem Pflug ist daher weniger zielführend, da auf Pflugsohlentiefe zu wenig Sauerstoff für die Prozesse zur Verfügung steht. Besonders bei grüner Pflanzenmasse kann dies zu Fäulnis und weiteren negativen Auswirkungen führen.
Bodenstrukturen erhalten
Erfolgt eine tiefe Bearbeitung der Böden, zerstört man die lebend verbaute Struktur und verschlechtert die Tragfähigkeit der Flächen. Ab Februar dürfen Zwischenfruchtbestände, die als ökologische Vorrangfläche ausgewiesen sind, eingearbeitet werden – die exakten Termine unterscheiden sich in den einzelnen Bundesländern.
Allerdings gilt es, zu diesen Terminen genau zu prüfen, ob die Flächen bereits befahrbar sind. Nur ausreichend abgetrocknete oder ausreichend tief gefrorene Flächen sollten befahren und bearbeitet werden, um Schadverdichtungen zu vermeiden.
Walzt man die Zwischenfrüchte bei Frost, werden sie umgedrückt und beschädigt, womit eine Herbizidwirkung durch ein schnelleres Platzen der Zellen erreicht wird. Das gilt nicht nur für Zwischenfrüchte, sondern auch für Ausfallgetreide, das unten im Bestand steht. In vielen Fällen ist ein weiterer Herbizideinsatz nicht mehr nötig.
Fangen Sie nicht zu früh mit der Einarbeitung der Zwischenfrüchte an. Die Bestände sollten nur mit Bedacht und möglichst flach mithilfe von Flachgrubber oder Scheibenegge eingearbeitet werden, um den größtmöglichen Nutzen aus der Zwischenfrucht zu ziehen. Die Ausbringung und Einarbeitung von Wirtschaftsdüngern kann gut mit der ersten Bearbeitung kombiniert werden.
Im Vegetationsverlauf werden die Nährstoffe aus der Zwischenfrucht und den Wirtschaftsdüngern nach und nach umgesetzt und stehen zu den richtigen Zeitpunkten den Hauptkulturen zur Verfügung. Achten sie auf das Kohlenstoff (C)-Stickstoff-Verhältnis ihrer Überreste. Bei Mischungen mit sehr weitem C-N-Verhältnis kann es zu vorübergehender Nährstofffestlegung kommen. Mit einer guten Mulchauflage schützt man die Flächen vor Erosion und fördert die Biologie. (kf) ●
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