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Grünland – mehr als nur Wiese

Durch gezielte Maßnahmen in der Sanierung, Pflege und Nachsaat lassen sich auch die Produktionskosten senken.

Auf den Punkt

  • Die Pflege von (Dauer-)Grünlandflächen wird auf vielen Betrieben vernachlässigt.
  • Ohne angepasste Pflegemaßnahmen breiten sich im Grünland unerwünschte Arten aus.
  • Die Grünlandpflege macht sich durch höhere Erträge und bessere Qualitäten bezahlt.

Die Pflege des Grünlands kostet zwar Zeit und Geld, aber diese Faktoren sind gut investiert, wenn Ertragsstabilität und Futterqualität zu einer hohen Grundfutterleistung führen. Für die Pflege von Grünland gibt es kein pauschales Erfolgsrezept. Es spielen viele Faktoren eine Rolle, wenn das Konzept zum Erfolg führen soll, angefangen beim Standort über die Nutzungsintensität bis hin zum gewünschten Grundfutter, das produziert werden soll.

Das sind die Probleme

Wie der Bestand aus dem Winter kommt und sich im Frühjahr entwickelt, entscheidet oft über den Qualitäts- und Ertragsverlauf des ganzen Jahres. Ist die Grasnarbe aufgefroren oder verschlämmt beziehungsweise verdichtet? Sind staunasse Stellen vorhanden, an denen Pflanzen und Wurzeln komplett abgefault sind?

Haben sich Maus und Maulwurf in den Flächen ausgetobt? Ist der Bestand lückig, sodass unerwünschte Beikräuter sich verbreiten können, oder sind Stellen vermoost? Hat ein nasser Herbst bei der letzten Ernte Fahrspuren und Verdichtungen hinterlassen? Haben Sie mehrere Fragen mit einem Ja beantwortet, sollten die Alarmglocken läuten. All diese Faktoren (und noch viele mehr) müssen bei der Planung der Frühjahrspflege Beachtung finden. Das Konzept muss entsprechend angepasst werden, sodass die Grasnarbe einen guten Start in die Vegetation hat.

Bei der Nachsaat ist auf standortangepasste Pflanzenarten und Sorten zu achten.

Viele Fehler und Probleme entstehen auch während der Saison, der Vegetationsperiode im Sommer und Frühherbst. Fehler bei der Bewirtschaftung tragen im kompletten Jahresverlauf zu Ertrags- und/oder Qualitätseinbußen bei. Ein nasser Erntetermin führt zu Bodenverdichtungen und Unebenheiten in der Grasnarbe. Eine zu tiefe Schnitthöhe (unter 7 cm) verlangsamt den Wiederaustrieb und unerwünschte Pflanzenarten können sich etablieren. Ein zu tief eingestellter Schwader kratzt auf dem oder gar im Boden. Das macht zwar der Grasnarbe weniger aus, aber das Futter verschmutzt stark. Ein letztes Problem ist „dicke“ Rindergülle: Zum falschen Zeitpunkt oder mit falscher Technik ausgebracht, sorgt sie für die berühmten „Güllewürste“, die beim nächsten Schnitt im Futter landen können.

Die Düngung muss zum Pflanzenbestand, zur Nutzung und zum Ertragsniveau passen. Sie muss deshalb ganzjährig im Blick gehalten werden. Eine unausgeglichene Düngung führt nicht nur bei Ertrag und Qualität zu Einbußen, sondern kann auch die Umwelt unnötig belasten. Umgekehrt führt eine zu schwache Düngung bei intensiver Nutzung dazu, dass Leitkulturen sich nicht mehr etablieren können.

Lösungsansätze

Bevor Maßnahmen eingeleitet werden können, muss ein Konzept ausgearbeitet werden. Grundlage dazu ist die Bestandsaufnahme des Zustands der Grünlandflächen. Anschließend kann individuell und Schritt für Schritt die Verbesserung eingeleitet werden. Dabei unterscheidet man zwischen Grünlandpflege, Grünlandpflege mit Nachsaat und Grünlandsanierung.

Erfolgt die Pflege der Flächen regelmäßig und sind die Bestände in gutem Allgemeinzustand, sind der Aufwand und die Kosten überschaubar. In diesem Fall reicht die Grünlandpflege aus. Ist ein Bestand aufgefroren, reicht eine Überfahrt mit der Wiesenwalze. Soll der Bestand belüftet werden, sollte ein Striegel zum Einsatz kommen. Die Wiesenschleppe kann bei vielen Maulwurfshügeln und beim Anregen der Bestockung die Maschine der Wahl sein.

Alle Pflegemaßnahmen lassen sich auch mit der Nachsaat kombinieren. Ein Streuer für Sämereien in der Front oder direkt am Gerät spart dabei zusätzliche Überfahrten. Auch spezielle Grünlandpflegemaschinen sind oft mit der Option einer Säeinheit ausgestattet.

Häufig auftretende Ungräser/-kräuter

Unerwünschte Gräser

  • Gemeine Rispe
  • Quecke
  • Wolliges Honiggras
  • Jährige Rispe
  • Trespe
  • ...

Unerwünschte Kräuter

  • Löwenzahn
  • Ampfer
  • Breitwegerich
  • Giersch
  • Distel
  • Hahnenfuß
  • Scharfgabe

Der Landhandel bietet angepasste Saatgutmischungen zur Nachsaat an. Hierbei ist auf standortangepasste Pflanzenarten und Sorten zu achten. Es entscheiden der Standort und die Nutzungsart über die Mischung, nicht der Preis. Soll eine Wiese überwiegend zur Heuwerbung genutzt werden, eignen sich Mischungen mit Weidelgräsern wenig für die Nachsaat. Bei der Menge an Saatgut sollte der Grundsatz „weniger Menge, aber öfters nachsäen“ gelten. Als Zeitpunkt für die Nachsaat eignen sich das zeitige Frühjahr genauso wie der Frühherbst.

Wurde bei einer Grünlandfläche die Pflege vernachlässigt, muss intensiver eingegriffen werden. Hier kommt man um eine Grünlandsanierung oftmals nicht herum. Dazu werden meist Spezialmaschinen und mehrere Arbeitsschritte benötigt. Mehrmaliges Striegeln in verschiedene Richtungen kann hartnäckige Problempflanzen beseitigen. Eventuell müssen diese dann auf Schwad gelegt und abgefahren werden.

Große Kahlstellen können einen Eingriff in den Boden notwendig machen und erfordern oft Saatstärken angelehnt an eine Neuansaat mit einem anschließenden Walzen. Auch hier gibt es Dienstleister, die mit speziellen All-in-one-Maschinen gute Erfolge erzielen.

Betriebswirtschaftlich handeln

Grünland ist mehr wert als eine grüne Wiese. Durch gezielte Maßnahmen in der Sanierung und Pflege sowie Nachsaat lassen sich nachweislich auch die Produktionskosten senken: in der Rinderfütterung etwa durch höhere Grundfutterleistung und damit verbundenem geringeren Kraftfuttereinsatz oder, bei der Produktion von Biogas durch sinkende Faktorkosten je Tonne Einsatzstoff bei der Ernte. (kf) 

Tipps zur Grünlandpflege

1

Grünland regelmäßig pflegen

Regelmäßige kleine Maßnahmen sind besser als der Versuch, alles auf einmal verbessern zu wollen.

2

Pflanzenbestand an den Standort und die Nutzung anpassen

Trockenstandort und Moorwiese stellen zwei unterschiedliche Herausforderungen bei den Flächen dar. Sie brauchen anderes Saatgut und oftmals andere Maßnahmen. Man sollte nicht alle Maßnahmen nach einem Schema durchführen.

3

Dünge so, wie der Bestand es benötigt

Wird viel Wirtschaftsdünger auf den Wiesen gedüngt, müssen Nährstoffe wie beispielsweise Schwefel und Kalk ausgeglichen werden. Wichtig: Die Nutzung entscheidet über die Düngestrategie.

4

Schadverdichtungen vermeiden

Schadverdichtungen durch nasse Bedingungen bei der Ernte oder Düngung können im Grünland nicht durch Bodenbearbeitung behoben werden. Deshalb ist darauf zu achten, dass erst gar keine Verdichtungen entstehen.

5

Jährliche Nachsaaten

Immer wieder kleinere Mengen an Saatgut in den Bestand zu säen wird einen größeren Erfolg haben wie einmal viel. Kommt nach der Saat eine Trockenperiode, wird sich kein Erfolg einstellen.

6

Schnitthöhe und Maschineneinstellung anpassen

Schnitthöhen unter 7 cm bringen keinen Mehrertrag. Im Gegenteil: Der holzige Teil unten an den Gräsern hat kaum Futterwert und verschlechtert den Wiederaustrieb, sodass der folgende Schnitt weniger Ertrag bringt.

7

Gülleausbringung managen

Gülle ist gut geeignet für die Düngung im Grünland, aber angepasst zu verwenden. Zu viel auf einmal und zu dicke Gülle verschmutzen das Futter. Gülle an sonnigen Tagen ohne Niederschlag führt zu hohen Nährstoffverlusten.

8

Bedingungen für unerwünschte Arten abstellen

Lücken im Bestand sind sofort durch Nachsaat zu schließen, damit sich keine Problempflanzen ausbreiten können. Unerwünschte Gräser mit geringem Futterwert sind zu entfernen und gezielt zu ersetzen.

9

Maßnahmen zeitlich aufteilen

Ist bei der Grünlandpflege im Frühjahr mit einer anschließenden Trockenperiode zu rechnen, sollte die Nachsaat in den Herbst verschoben werden. Auch gleichzeitige Nachsaat und Gülledüngung oder Kalkung sind zu vermeiden, damit sich die Maßnahmen nicht gegenseitig behindern.

10

Erfolg der Maßnahmen regelmäßig kontrollieren

Es gilt, Dünge- oder Saatfenster anzulegen und nach der Saat die Keimung der neuen Pflanzen zu kontrollieren. Man sollte auch mal den Spaten mit auf die Wiese nehmen und kontrollieren, was unter der Grasnarbe los ist.

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