Von unten Dünger streuen
Auf den Punkt
- In roten Gebieten muss die Düngung um 20 Prozent reduziert werden.
- Mit der Erhöhung der Düngeeffizienz lässt sich der Dünger ohne Ertragseinbußen verringern.
- Mit DeePot 25 gibt es im Mais eine praxistaugliche Technik für die Tiefendepotdüngung.
Die Düngeverordung verlangt in den roten Gebieten eine Reduktion der Stickstoffdüngung um 20 Prozent. Landwirte bangen und fragen zu Recht: Wie sieht es dann mit der Qualität und der Erntemenge aus? Pflanzenbauberater im Regierungsbezirk Breisgau-Hochschwarzwald waren auf der Suche nach Antworten für den Maisanbau– und sind fündig geworden. Mit 20 Prozent weniger Dünger erzielten sie im siebenjährigen Mittel rund 8 Prozent mehr Ertrag und somit rund 100 Euro/ha mehr Erlös.Wie wurde dies erreicht? Mit einem Depotdüngung lautet die kurze Antwort.
Unterfußdüngung im Mais ist nichts Neues. Besonders der Phosphordünger soll hier das Jugendwachstum der Maispflanze fördern. Klassische Einzelkornsämaschinen legen den Dünger ein paar Zentimeter seitlich versetzt und unter dem Saatgut ab.Der Prototyp DeePot von Rauch geht einen Schritt weiter: Die Schare legen Dünger injeder zweiten Reihe einem Band rund 20 cm tief in den Boden. Das bringt einige Vorteile.
Bei der Cultandüngung sollen die Pflanzen in einer Phase des Hungerns zum Dünger hinwachsen und so für eine gute Wurzelentwicklung sorgen. Deshalb sollte die Depotdüngung rund 20 cm tief erfolgen. Im Vergleich zu einer 10 cm tiefen Ablage vergrößert sich so der Wurzelraum um 25 Prozent. Eine frühe Versorgung mit Stickstoff stört somit das Wurzelwachstum.
Ein weiterer Grund für die tiefe Düngung ist die Ablage in einem relativ inaktivem Bodenhorizont. Wird der Dünger als ein kompaktes Band tief im Boden abgelegt, finden kaum Umsetzungsprozesse statt. Der Dünger liegt dort sehr immobil, gast nicht aus und wird auch nicht ausgewaschen. Er wird erst durch die Wurzelausscheidungen der Pflanze mobilisiert und aufgenommen.
Bei der oberflächlichen Düngung sprechen einige Untersuchungen von Verlusten von 50 Prozent der ausgebrachten Menge. Die Versuche des InnovAR-Projekts am Oberrhein haben gezeigt, dass durch die Tiefendepotdüngung die Verluste von Ammoniak (NH3) um bis zu 95 Prozent reduziert werden konnten.
Allerdings erfordert die Tiefendepotdüngung eine Umstellung der Pflanzenernährung weg von einer nitratbasierten hin zu einer ammoniumbasierten Pflanzenversorgung. Nitrat fördert ein ungezügeltes Wachstum. Es wird von den Wurzeln aufgenommen, ins Blatt befördertund hier für die Ernährung umgewandelt. Deshalb fördert Nitrat auch die Wasseraufnahme der Pflanze. Die Pflanze möchte die Nitratkonzentration in den Zellen verdünnen und dies führt zu großen Zellen.
Anders bei der Ammoniumernährung: Die Pflanze nimmt nur so viel auf, wie durch die Wurzelausscheidungen gelöst wird. Ammoniumernährte Pflanzen sollen daher gesünder und resistenter gegen Schädlinge sein. Da der Dünger in der Tiefe abgelegt wird, bekommen Unkräuter, die sich meist im Oberboden befinden, weniger Nährstoffe und so sinkt zusätzlich noch der Unkrautdruck. Damit diese Pflanzenernährung funktioniert, muss der pH-Wert im Boden über 6 liegen, damit eine Basenverfügbarkeit gegeben ist.
Weniger Kosten, mehr Ertrag
Da die Düngeeffizienz durch die Tiefendepotdüngung steigt, reichen geringe Stickstoffmengen für einen guten Ertrag. Wir konnten einen Prototypen des DeePot von Rauch in einem Zuckermaisbestand einsetzen. Der Landwirt setzt schon lange auf die Tiefendepotdüngung und nutzt ein selbst gebautes Gerät. Bei unserem Einsatz wurde ein selbst gemischter Mischdünger ausgebracht. Er bestand aus 70 Gewichtsteilen schwefelsaurem Ammoniak mit 21 Prozent Stickstoff sowie Schwefel und 30 Gewichtsteilen Diamonphosphat mit 46 ProzentPhosphat und 18 Prozent Stickstoff. Gedüngt wurden bei unserm Einsatz 150 kg Mischdünger was einer N-Düngung von nur 30 kg N/ha entspricht. Vorfrucht für den Zuckermais war eine leguminosenhaltige Zwischenfrucht und der Maisbestand war mit 5,5 Pflanzen pro Quadratmetertypisch für die Kultur. Auch wenn derZuckermais für die Gemüseproduktion weniger Dünger benötigt, erkennt man doch den großen Vorteil, die große Düngeeffizienz, aber auch den größten Nachteil: Noch gibt es das Gerät nur für Reihenkulturen. Außerdem muss wohl,wie bereits beschrieben, von Nitrat- auf Ammoniumernährung der Pflanzen umgestellt werden.
Die Technik
Das Gerät ist schnell erklärt: Es besteht aus einem Düngertank mit 2.000 l Inhalt. Es gibt vier Ausbringeinheiten, die über eine Zellenraddosierungversorgt werden, wie sie auch bei den Aero-GT-Pneumatik-Düngerstreuern von Rauchverwendet werden. Eine maximale Ausbringmenge von 400 kg Dünger pro Hektarist bei einer Arbeitsgeschwindigkeit von 10 km/h möglich. Die Steuerung der Ausbringmenge erfolgt über ein ISOBUS-Terminal mit einer leicht veränderten Software wie beim Aero-Streuer.
Mit einem speziellen Schar, das in einem Parallelogramm hängt, wird der Dünger ausgebacht. Es ist ein hydraulischer Schardruck von maximal 300 kg möglich. Damit das Schar möglichst wenig Boden bewegt, wird der Boden vorher über ein Scheibensech mit 46 cm Durchmesser rund 15 cm tief vorgeschnitten. Dann folgt das Schar, an dem unten ein Torpedo montiert ist. Er formt den Düngekanal, in den der Dünger kompakt in rund 20 cm Tiefe abgelegt wird.
Damit keine Luft an den Dünger gelangt, befinden sich an der Rückseite des Schars sogenannte Kratzfedern. Sie lockern den Boden rechts und links vom Schar und sorgen dafür, dass der Boden wie bei einem Reißverschluss wieder verschlossen wird. Anschließend drücken v-förmig angestellte Andruckrollen den Boden wieder an.
Bei unserem Vorserienmodell ließen sich vier Düngeschare auf dem Klapprahmen montieren und je nach Reihenabstand, verschieben. Wir haben zwischen jeder zweiten Reihe gedüngt und konnten so acht Reihen à 75 cm versorgen.
Die Tiefendepotdüngung funktioniert. Das hat der Prototyp von Rauch bewiesen. Bei Mais mit 75 cm Reihenabstand stimmt auch die Schlagkraft. Die Nährstoffeffizienz steigt deutlich an und die Emissionen in Luft und Wasser werden reduziert. Somit rechnet sich die Technik im Mais auf jeden Fall. Wie es bei anderen Kulturen funktionierten kann, muss noch untersucht werden. ●
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