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Interview

Raus, wenn’s schneit

Ein Landwirt beim Winterdienst: 42 Mio. m² werden so deutschlandweit von Eis und Schnee befreit.

Welche Maschinen brauche ich für den Winterdienst? Reicht ein Traktor mit Schiebeschildfürs Erste aus?

Ja, mit Traktor und Schiebeschild lässt sich schon viel erreichen. Das Schiebeschild muss auch nicht nagelneu sein. Das Wichtigste am Schild ist die Schürfleiste. Bei älteren Schilden sollte sie erneuert werden, um bündig über dem Boden schieben zu können. Nur so räumen sie sauber. Es gibt Schürfleisten aus Gummi, Kunststoff und Stahl. Je nach Material gibt es sie bereits ab etwa 300 Euro.Ob sich ein neues Schiebeschild rechnet, hängt vom Einsatzumfang ab.

Wie sieht’s mit dem Traktor aus?

Das Wichtigste ist natürlich, dass der Traktor betriebs- und verkehrssicher ist. Da der Einsatz in der Nacht beginnt, sind Beleuchtung und Kennzeichnung von Traktor und Anbaugeräten sehr wichtig. Allradantrieb haben heutzutage sowieso die meisten Traktoren. Der Einsatz von Schneeketten ist abhängig von der Region und den Schneemengen. Mit dem Traktor haben Landwirte einen Wettbewerbsvorteil. Die großen Maschinen sind so leistungsfähig, dass andere Anbieter selten mithalten können.

Welchen Führerschein benötigt man?

Der T-Führerschein ist für den Winterdienst ausreichend; bis 25 km/h reicht auch Klasse L. Im Winterdienst kann unter land- oder forstwirtschaftlicher (LoF) Zulassung gefahren werden – also auch mit grünem Nummernschild.

Bringt der Winterdienst versicherungstechnische Besonderheiten mit sich?

Die Versicherungen stufen den Winterdienst mit Sonderrisiko ein. Daher sollten Landwirteihrer Versicherungen einen Einsatz im Winterdienst im Vorhinein melden. Da Landwirte von der Paketstation bis hin zum Flughafen räumen, sind teilweise hohe Deckungssummen notwendig. Im Schadensfall ist man dann über die Versicherung abgesichert.

So weit, so gut. Wenn die Arbeit erledigt ist, wie läuft die Abrechnung ab?

Am gängigsten ist eine Vorhaltpauschale. Das heißt, der Landwirt bekommt monatlich einen festen Betrag für die Bereitstellung von Maschine und Arbeitsleistung. Dazu kommt dann pro Einsatz je nach Region und Fläche die Vergütung für den Räumdienst. Nur stundenbasiert abzurechnen, ist in der Praxis eher umständlich. Mit Rüst- und Anfahrtszeiten ist das schwer nachzuvollziehen.Ein Leistungsnachweis für die ausgeführte Arbeit sollte grundsätzlich erstellt und gegengezeichnet werden. Er dient dann als Abrechnungsgrundlage.

Für welche Betriebe bietet sich Winterdienst an?

Reine Ackerbaubetriebe haben im Winter eher freie Kapazitäten. Dagegen läuft der Betrieb beim Viehhalter ja weiter, wenn es schneit. In Familienbetrieben gibt es teilweise freie Kapazitäten. Da kann beispielsweise der Junior zum Schneeräumen fahren. Wichtig ist, dass genug Motivation vorhanden ist, nachts zum Winterdienst auszurücken.

Worauf sollte man beim Räumen achten?

Damit am Ende jeder zufrieden ist, sollten die Fahrer für den Winterdienst gut vorbereitet sein.Die Maschinenringe vor Ort bieten Einweisungen und Gefährdungsbeurteilungen an. Vor der Saison wird dann gemeinsam mit den Kunden und den Landwirten der Ablauf geplant. Auf großen Flächen reicht es ja nicht, den Schnee irgendwo hinzuschieben. Im Prioritätenplan werden beispielsweise Fluchtwege oder Behindertenparkplätze erfasst.

Wo bekomme ich Hilfe oder Unterstützung?

Die örtlichen Maschinenringe stehen bei Fragen zur Verfügung. Im Normalfall ist der Maschinenring der Auftragnehmer, das heißt, er ist sowohl für den Kunden als auch für den Landwirt der erste Ansprechpartner. Bei Pro-blemen tritt der Maschinenring als Vermittler auf. Solche Fälle sind allerdings selten. Bei überregionalen Großkunden unterstützt zusätzlich die Maschinenringe Deutschland GmbH.

Interview: Leander Hoffmann

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