Gestriegelt, nicht gehackt
Auf den Punkt
- Der Rollstriegel verbindet die Vorteile des Hackstriegels mit denen einer Rollhacke.
- Der Rollstriegel bietet ein breites Einsatzspektrum vom Blindstriegeln bis zum Bodenlockern.
- Eine effektive Unkrautbekämpfung gelingt auch mit geringer Arbeitsgeschwindigkeit.
Hacke oder Striegel? Striegel oder Hacke? Mechanische Unkrautbekämpfung ist für viele noch ein Buch mit sieben Siegeln, in das man sich langsam einliest. Fest steht, dass es künftig gilt, chemische, mechanische und biologische Maßnahmen sinnvoll miteinander zu verknüpfen. Doch mit welcher Technik soll der erste Schritt gewagt werden? Einfach mal machen, ist der falsche Ansatz, denn der Erfolg der mechanischen Unkrautbekämpfung beruht auf zwei Säulen: Präzision und Erfahrung.
Dank „Bauernmilliarde“ und immer weniger zugelassenen Pflanzenschutzmitteln befassen sich viele Betriebe mit dem Kauf von Hack- oder Striegeltechnik. Sowohl Hacken als auch Striegel haben ein breites Einsatzspektrum und trotzdem stellen sich viele die Frage: Welche Maschine passt am besten zur Fruchtfolge auf dem Hof? Beide Arbeitsgeräte haben das Ziel, die Kulturpflanze zu unterstützen und das Beikraut zu eliminieren. Das gelingt einerseits mit Rotor-, Rollstern- oder Scharhacke und andererseits mit dem (Präzisions-)Striegel. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter einem Rollstriegel? Der Rollstriegel wirkt generell wie ein herkömmlicher Striegel, arbeitet jedoch bodenangetrieben.
Der Aerostar-Rotation von Einböck ist eine Art Zwitter, der die Vorteile von Hackstriegel und Rollhacke miteinander verbindet und somit ein großes Einsatzspektrum vor- weisen kann. Wer den Rollstriegel zum ersten Mal vor sich hat, erkennt darin vermutlich keinen Striegel im klassischen Sinn.
Sterne tanzen Aus der Reihe
Statt der „üblichen“ Federzinken verfügt der Rollstriegel über Sternräder, an denen Stahlstifte in eine Kunststoffscheibe eingegossen sind und die Arbeit leisten. Die Unkrauteffekte werden je zur Hälfte über Verschüttung und Ausriss erzielt.
Anders als beim (Präzisions-)Striegel sind die einzelnen Werkzeuge schräg gestellt und spiegelverkehrt angeordnet. Damit wird vermieden, dass die Kraft einseitig wirkt und somit einen Seitenzug erzeugt. Im Mittelbereich würde, aufgrund der Rollstriegelstellung, ein unbearbeiteter Streifen hinterlassen, wäre nicht ein Doppel-Rollstriegelelement als „Nachläufer“ installiert. So wird über die gesamte Arbeitsbreite ein Strichabstand von 15 cm realisiert.
Damit kann der Boden lückenlos bearbeitet werden. Das gelingt auch in Mulchsaatbeständen, wie wir im Laufe unseres Dauertests feststellen durften. Der Silphie-Bestand wächst auf unserem Testbetrieb unter einer dicken Schicht an organischer Masse. Der Striegel schiebt das Mulchmaterial zur Seite und kommt so an den Boden, um diesen zu lockern. Dabei setzt sich die organische Masse nicht in den einzelnen Sternen fest, sondern wird schnell wieder freigesetzt.
Einen unerwünschten Mitnahmeeffekt haben wir im Testverlauf nur in zwei Situationen feststellen müssen: Gegrubberte, nicht gemulchte Maisstoppeln, aber auch Steine drehen sich mit nach oben, werden aber nach kurzer Zeit wieder von selbst ausgeworfen. Komplett zum Stillstand kommen die Rollsterne, wenn sich Zweige oder kleinere Äste in den Sternen festklemmen. Das kommt vor allem entlang von Hecken oder Wäldern vor. Hier hilft nur Absteigen und manuell Entfernen. Dafür zieht man mit den Sternrädern kein Material mit ans Vorgewende.
Erfahrungsschatz aufbauen
Zum Ersteinsatz wagten wir uns Ende März bei hoher Bodenfeuchte und niedrigen Temperaturen – aber mit Sonnenschein – in einen Roggenbestand. An diesen Bedingungen wäre der klassische Striegel vermutlich gescheitert und auch wir mussten uns erst an den Anblick des Arbeitsergebnisses mit dem Rollstriegel gewöhnen. Es ist nämlich mit geringen Verlusten bei der Kulturpflanze zu rechnen. Das sollte bereits bei der Aussaat berücksichtigt werden. Im kommenden Jahr werden deshalb auf dem Testbetrieb 3 bis 5 Prozent mehr Pflanzen angestrebt.
Langsam trauten wir uns an die Maschineneinstellung heran. Unsere Ziele waren es, den Halm zu stärken, die Bestockung anzuregen, Nährstoffe verfügbar zu machen sowie den Boden zu lockern und zu belüften. Das hört sich nach jede Menge Arbeit für den Rollstriegel an – ist es auch.
Um dem Roggen möglichst wenig zu schaden, wählten wir für den ersten Striegeldurchgang eine Arbeitsgeschwindigkeit von 4,5 bis 5 km/h. Trotz der relativ geringen Geschwindigkeit schafften wir es, dass die Unkräuter von den Sternrädern aus dem Boden gezogen und auf der Oberfläche abgelegt werden. Dazu darf der 6,5 mm dicke Stahlstift mehrere Zentimeter tief in den Boden eindringen. Anfangs war die Einstellung jedoch nicht optimal, da sich für unser noch unerfahrenes Auge zu viele Roggenpflanzen zwischen den Unkräutern befanden.
Fingerspitzengefühl gefragt
Wir passten die Aggressivität an. Zum Tragen kam hier der Aufbau des Rollstriegels. Die Sterne sind einzeln aufgehängt und in 1,5 m breite Sektionen aufgeteilt. Die einzelnen Segmente sind über den stabilen und schweren Rahmen miteinander verbunden. Damit ist garantiert, dass bei späteren Striegeldurchgängen ein höherer Zinkendruck aufgebaut werden kann, ohne dass sich der Aerostar-Rotation aufschaukelt.
Mit der hydraulischen Druckverstellung stellten wir die Vorspannung der Sternradträger von der Traktorkabine aus ein. Das ist stufenlos zwischen Entlastung (die Sterne schweben nahezu) und Belastung (bis zu 22 daN pro Zinken) möglich. Der Zylinderhub wird auf die Schraubenfedern der Tragarme übertragen. Erhöht man die Spannung der Federn durch das Ausfahren der Hydraulikzylinder, steigt der Druck auf die einzelnen Sterne und sie greifen aggressiver in den Boden. Zieht man die Hydraulikzylinder ein, können die Entlastungsfedern so stark gespannt werden, dass nahezu kein Druck mehr vorhanden ist. Das heißt, dass der Bearbeitungseffekt minimiert wird und auch sensible Bestände bearbeitet werden können.
Beim Ersteinsatz verließen wir uns bei der Einstellung der Aggressivität auf die Erfahrung des Fachmanns und wagten uns selbst an die passende Arbeitsgeschwindigkeit. Es war keine leichte Aufgabe und wir ließen vorerst Vorsicht walten. Der Grat zwischen einem guten Arbeitsergebnis und einem Schaden an der Kultur ist schmal; Fingerspitzengefühl ist gefragt. Mit etwas Überwindung nahmen wir den Rat des Experten an, der eine höhere Geschwindigkeit empfahl. Der ungewohnte Anblick ausgestriegelter Pflanzen schmerzte im Auge.
Ergebnis stellt sich später ein
Nach rund 2 Stunden beurteilten wir das Arbeitsergebnis von Neuem und erkannten, dass uns der Ersteindruck getäuscht hatte. Der Roggen hatte sich vom Einsatz erholt, der Boden war aufgebrochen und das Unkraut lag auf der Oberfläche zum Abtrocknen. Die bereits gut verwurzelte Kultur wurde von den sich drehenden Sternrädern nicht herausgezogen.
Der Stahlstift lässt die Pflanze wieder frei, wenn sie entsprechenden Widerstand leistet. Dennoch bewirkt die Schrägstellung einen guten Arbeitseffekt in der Reihe. Unerwünschte Beikräuter, die noch nicht so tief verwurzelt sind, werden herausgestriegelt. Die gewonnene Erfahrung setzten wir bei späteren Striegeleinsätzen in Weizen, Triticale und Gerste um.
Den Aerostar-Rotation haben wir neben der Drillsaat in Reihenkulturen eingesetzt. Im Gegensatz zu vergangenen Jahren, fiel im Frühjahr viel Regen. Es kam mehrfach zu Verkrustungen der Bodenoberfläche, die behoben werden mussten. Hier hat der Rollstriegel im Maisbestand zuverlässige Arbeit geleistet. Allerdings mussten wir feststellen, dass wir nicht immer zum passenden Zeitpunkt in den Bestand fahren konnten. So konnten sich Unkräuter entsprechend gut entwickeln und waren zu groß für den Striegel. Dann wäre eine Hacke die bessere Alternative für die mechanische Unkrautbekämpfung gewesen.
Bei der Herbstaussaat wagten wir uns als letzte Herausforderung ans Blindstriegeln. Damit das mit dem Aerostar-Rotation klappt, müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt sein. Ein eingeebnetes, flaches Saatbett mit einer oberflächigen mittel- bis grobkrümeligen, offenen Struktur steht außer Frage. Vorzugsweise kommt hierfür der Grubber zum Einsatz. Die Bodenschichten bleiben erhalten und das Bodenleben wird geschont. Gleichzeitig wird die vorhandene organische Masse mit dem Oberboden durchmischt und es entsteht eine schützende Mulchdecke, die im späteren Verlauf die Entwicklung von Unkräutern unterdrückt und Bodenverdichtungen vermeidet. Bei der Aussaat ist darauf zu achten, dass das Saatgut gleichmäßig in einer entsprechenden Tiefe abgelegt wird. Dann gelingt auch dieser Arbeitsgang.
Rotieren darf nur der Striegel
Beim Einsatz des Einböck Aerostar-Rotation darf nur einer ins Rotieren kommen – der Rollstriegel. Ansonsten gelten: Geduld und Genauigkeit. Wer Erfolge verbuchen möchte, setzt Qualität über Flächenleistung. Für eine ansprechende Striegelleistung gibt es kein Grundrezept, da sich die Voraussetzungen in jedem Jahr unterscheiden. Je nach Witterung und Boden verhalten sich die Flächen anders. Das heißt, Einstellungen müssen permanent kontrolliert und angepasst werden. Das gilt für den Einsteiger wie für den Profi. ●
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