Den Richtigen finden
Auf den Punkt
- Teleskoplader sind Spezialmaschinen mit Bestwerten in Leistung und Hubhöhe.
- Die Sinus-Lenkung macht Knicklenker standfester und erlaubt höhere Hubkräfte.
- Mehr Reichweite durch einen Teleskoparm ist häufig wichtiger als die höchste Hubkraft.
Anders als bei der Partnerwahl, sollte die Wahl des richtigen Laders für den Hof wenig mit Gefühlen zu tun haben. Aber die schiere Hubkraft und Hubhöhe sind es auch nicht, die entscheiden. Häufig sind die Lader auf dem Hof die heimlichen Alltagshelden, sind sich doch immer einsatzbereit und für viele Aufgaben zu haben.
Eines vorneweg: In unserem Vergleich gibt es keinen Sieger. Trotzdem hat jede Ladetechnik Vor- und Nachteile, die Sie kennen sollten.
Der Hersteller Claas bietet alle Ladetechniken an. Bei der Parnterbörse der Ladertechnik buhlten der Radlader Torion 644, der Teleskopradlader Torion 738T und der Teleskoplader Scorpion 741 Varipower um unsere Gunst. Als Vertreter für die Traktoren kam der Claas Arion 460 mit einem Frontlader dazu.
Teleskoplader – der Experte
Scorpion ist nicht nur ein Produktname, sondern fast schon ein Inbegriff für landwirtschaftliche Teleskoplader. Claas war früh und sehr erfolgreich mit den Teleskopladern im Geschäft. Seit drei Jahren baut der Baumaschinenspezialist Liebherr die Lader für Claas in saatengrüner Farbe. Der Scorpion 741 Varipower ist die Spezialmaschine fürs Heben und Stapeln. Allein schon die Motorisierung mit 136 PS macht klar, dass der Scorpion ran an die Last möchte.
Wie in vielen Teleskopladern anderer Marken auch kommt hier ein 4-Zylinder-Motor von Deutz zum Einsatz, mit Abgasrückführung und Dieselpartikelfilter. Den Wendelüfter packt Claas ab Werk ins Paket. Eine Axialkolbenpumpe mit 160 l/min schmückt den Teleskop mit der höchsten Hydraulikleistung. Das merkten wir, wenn es auf schnelle Ladespiele ankam.
Vorteil der Teleskoplader ist neben besten Werten bei Hubhöhe und -kraft die niedrige Bauhöhe. Der Scorpion kommt da rein, wo Radlader draußen bleiben müssen. Wer sich was gönnt und mit dem Teleskoplader viel auf Asphalt kurvt, ordert nicht das Stollenprofil, sondern Reifen mit Wabenstruktur. Sie laufen wesentlich ruhiger und sollen auch länger halten. Das Selbstsperrdifferenzial ist dabei und die optionale Allradabschaltung spart Gummi beim Rangieren auf Beton.
Nicht zu unterschätzen: Der Aufstieg in die Fahrerkabine ist mit zwei Stufen nicht hoch und daher sehr bequem. Wer täglich x-mal rauf- und runterhüpft, dem sind solche Komfortpunkte wichtig.
Die niedrige Einstiegshöhe bezahlt der Scorpion mit weniger Kabine und weniger Übersicht. Die Rundumsicht ist bescheiden – typisch für diese Lader. Dennoch gehört der Scorpion zu den Teleskopladern, die im Vergleich eine gute Sicht nach rechts über den Arm bieten – ein Pluspunkt für Claas.
Kein anderer Lader bietet mehr Lenkungsarten und fährt auch im Hundegang. Die Standfestigkeit ist unübertroffen. Der zentrale Teleskoparm stützt sich weit hinten ab und verteilt die Last tief nach unten auf das Fahrwerk. Das ist starr und bietet keine Federung. Vorder- und Hinterachse lassen nur wenig Pendelbewegung zu. Telehandler mögen keine unebenen Untergründe und überlassen allein schon wegen der Bodenfreiheit im Hügelland aus Schotter und Erdaushub das Feld besser den Radladern.
Radlader – der Kräftige
Radlader kommen von dort her, wo es rau zugeht. Als Knicklenker ist dieses Gerät unschlagbar wendig, hat aber das Problem einer geringen Kipplast. Voll eingeschlagen darf der Lader viel weniger (rund 10 Prozent) auf die Schaufel nehmen, sonst verliert er die Bodenhaftung.
Claas bedient sich mit der Sinuslenkung eines Tricks und kombiniert damit bei Radladern zwei Welten: Knicklenkung und Hinterachslenkung. Zwei Lenkstangen übertragen das Einknicken am Zentralgelenk auf die Achsschenkel an der Hinterachse.
Das Ergebnis: Der Torion knickt weniger stark ein. Er verträgt dadurch höhere Kipplasten (plus 3 Prozent) und bleibt genauso wendig wie ein reiner Knicklenker. Noch ein Vorteil der Sinuslenkung: Wer sich mal parallel zur Wand festfährt, kommt mit ihr einfach wieder weg.
Als kleinen Nachteil kann man sehen, dass der Hinterwagen mit der Sinuslenkung bei Kurvenfahrten etwas weiter ausholt. Die reinen Knicklenker folgen hier mit mehr Spurtreue dem Vorderwagen.
Den Fahrerstand auf den Torion-Ladern muss man über zwei Stufen erklimmen. Einmal drin, wird man mit einer hohen Sitzposition und der besten Sicht auf das Werkzeug belohnt. Auch die Sicht zu den Seiten ist frei. Das macht das Rangieren und Fahren angenehm.
Im Vergleich zu Teleskoplader und Traktor ist der Fahrkomfort bescheiden. Wer mit 40 km/h auf der Straße lenkt, muss konzentriert bei der Sache sein. Vorderachslenkungen wie am Teleskoplader oder am Traktor verzeihen mehr Fahrfehler. Die Motorisierung mit dem 4-Zylinder-Yanmar-Motor und seinen 73 PS ist nicht üppig, passt aber zum 6-t-Radlader.
Teleskopradlader – der Mischling
Die geringe Überladeweite war der Grund, warum vor einigen Jahren der Trend zu einer neuen Maschinengattung startete: Teleskopradlader. Statt der Schwinge mit Z-Kinematik ist ein zentraler Teleskoparm auf dem Vorderwagen verbaut. Wer einmal einen gefahren ist, möchte nicht mehr auf die zusätzlichen 1,80 m Hubhöhe verzichten. Die Sicht nach vorne ist super und der Torion 738T reicht einfach weiter, egal ob der Lkw beladen, die Ballen gesetzt oder das Getreide aufgeschoben werden soll.
Die Losbrechkraft der T-Version mit dem Teleskoparm schwächelt ein wenig und erreicht nicht die des Radladers. Bei den meisten Einsätzen auf dem Hof geht es aber nicht um Maximalwerte, sondern um genügend Reichweiter bei ordentlicher Kraft und geringen Abmessungen.
Der teleskopierbare Holm hat auch Nachteile: Der zentrale Anlenkpunkt bedeutet auch mehr Hebelkräfte. Außerdem brauchen die Profilrohre mit Gleitelementen mehr Pflege, damit sie lange flutschen. Wir können keinen höheren Verschleiß oder mehr Reparaturen belegen, sind aber überzeugt: Wer das Plus an Reichweite nicht braucht, wählt mit einem Radlader die passendere Maschine.
Der Fahrantrieb läuft klassisch über einen Hydrostatmotor. Mit dem Inchpedal manövrierten wir feinfühlig, aber trotzdem mit genügend Drehzahl für eine flüssige Hubarbeit. Die kleine 25-Zoll-Bereifung ist nicht für Bodenschutz ausgelegt. Muss sie auch nicht, denn der Lader ist nicht für Zugleistung, sondern für den wendigen Einsatz in engen Ecken auf dem Hof gedacht. So vielseitig der Anbau vorne ist, so beschränkt ist das Angebot für das Heck. Eine Rangierkupplung ist immer dabei. Auf Straßen darf hier aber nichts dranhängen, außer man ordert das Automatikzugmaul. Eine Druckluftbremsanlage gibt es nur in der Nachrüstung, ebenso wie zusätzliche Hydraulikanschlüsse.
Traktor – der Flexible
Keiner ist so flexibel und so vielseitig wie der Traktor mit Frontlader. Das ist die Stärke des Gespanns, an die weder Rad- und Teleskopradlader noch Teleskoplader rankommen. Wegen den umgangssprachlichen Eh-da-Kosten (der Traktor ist ja sowieso da), fallen die rund 15.000 Euro für Schwinge und Konsole im Vergleich zu den Spezialladern kaum ins Gewicht.
Die Vorteile sind klar: Der Fahrkomfort im Traktor ist unschlagbar und auch an den Kabinenkomfort kommt kein anderer Lader ran. Es ist die einzige Machine, die mit Achs- und Kabinenfederung auftrumpfen kann und weiß, was Bodenschonung bedeutet.
An Grenzen stoßen wir mit dem Arion 460 und dem Frontlader MX 120 erst, wenn es eng wird. Schränken Gatter und Stallmauern den Traktor ein, ist es vorbei mit der Flexibilität. Die Übersicht ist mit der des Radladers vergleichbar. Claas hat hier einen Vorteil, weil mit dem durchsichtigen Dachfenster in der Panoramic-Kabine die Sicht auf die Schwinge sehr gut ist.
Führerschein und Versicherung
Radlader, Teleskopradlader und Teleskoplader müssen als selbstfahrende Arbeitsmaschine nicht zugelassen werden. Bedingung ist, dass sie auf 20 km/h begrenzt sind und Namen und Anschrift des Halters prominent am Lader steht. Der Lader ist dann über die Betriebshaftpflichtversicherung abgedeckt und als Führerschein genügt Klasse L. Aber Achtung: Selbstfahrende Arbeitsmaschinen dürfen keine Anhänger ziehen, außer diese haben Arbeitswerkzeuge für die Maschinen geladen. Den Ballenwagen ziehen darf der Lader also nicht.
Traktoren sind immer land- und forstwirtschaftliche (LoF-)Zugmaschinen und brauchen eine Kfz-Haftpflichtversicherung. Fahrer brauchen mindestens Klasse L oder T, wenn sie den Arion mit Frontlader bewegen. Auch Rad- und Teleskoplader können jedoch als LoF-Zugmaschinen zugelassen werden. Dann fahren sie mit Nummernschild und Kfz-Versicherung und dürfen auch Anhänger ziehen.
Unser Zwischenfazit
Unsere Datingpartner im Ladervergleich haben sich mit Zusatzfunktionen wie der Sinuslenkung, Wendigkeit oder schierer Reichweite aufgemotzt. Für Schubarbeiten auf dem Fahrsilo sind alle vier nicht gemacht. Hier dürfen als Schwergewichte die 20-t-Radlader mit Wandler- oder CVT-Getriebe wie Sumoringer einsteigen.
Wer mit dem Teleskoparm am Radlader gearbeitet hat, möchte die Hubhöhe nicht mehr missen.
Der gewöhnliche Radlader Torion 644 fällt etwas schüchtern zurück. Er hat seine Berechtigung, wenn Hubhöhe nicht alles ist. Den Teleskoparm an unserem Torion fanden wir klasse – manchmal sind es einfach nur 20 cm, die für ein angenehmes Laden fehlen. Mit rund 11.000 Euro verursacht er aber auch mehr Aufmerksamkeit im Verkaufsgespräch. In Sachen Kabine und Bedienung gibt es große Unterschiede. Ihnen gehen wir im zweiten Teil unseres Ladervergleichs in der nächsten Ausgabe auf den Grund. ●
Bernd Feuerborn, Thomas Göggerle und Leander Hoffmann
Redaktion Pflanze + Technik
E-Mail: pflanze-technik@agrarheute.com
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