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„Heizen ohne Holz?“

Leonhard Rösel ist Ackerbauer und Energielandwirt aus Neukirchen in der Oberpfalz.

Was war das für eine Meldung, als Anfang des Jahres das Umweltbundesamt verkündet hat, dass davon abgeraten wird, mit Holz zu heizen? Die Schlagzeile an sich war schon ein Schlag ins Gesicht! Zumindest für einen Land- und Forstwirt wie mich, der im Winter sehr viel rund um das Thema Brennholz macht.

Gerade bei solchen reißerischen Überschriften lohnt es sich, genauer hineinzulesen. Es geht um den Feinstaub, den kleine Einzelfeuerstätten ausstoßen. Weiter heißt es, dass Einzelraumfeuerungen in nicht sanierten Gebäuden viel Feinstaub ausstoßen. In Summe sollen die Einzelfeuerstätten mehr Feinstaub ausstoßen als der Verkehrssektor. Aber allein wegen dieser Tatsache gleich komplett aufs Heizen mit Holz verzichten? Ich sage nein! Es gibt genügend Möglichkeiten, auch umweltfreundlich mit Holz zu heizen.

Auch bei kleinen Heizungen ist vieles möglich, wenn es darum geht, das Rohmaterial umweltfreundlich zu nutzen, angefangen vom richtigen Entzünden des Ofens, über die Steuerung der Luftzufuhr und die Qualität des Brennstoffs bis hin zur Filtertechnik. Bereits im Verkehrssektor wurden Maßnahmen ergriffen, die den Ausstoß von Feinstaub verringert haben. Einige dieser Mittel sind Abgasnachbehandlungen, Katalysatoren und die Common-Rail-Technologie.

Eine weitere Frage drängt sich mir beim Lesen der Meldung auf. Woher soll die Heizenergie alternativ kommen, wenn nicht aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz? Öl und Gas sind endliche Energien und umweltschädlich. Im weiteren Verlauf der Meldung des Umweltbundesamts lese ich, es solle auf brennstofffreie Heizsysteme gesetzt werden, also vereinfacht gesagt auf Strom. Um möglichst wenig davon zu verbrauchen, soll auf eine energetische Sanierung der Gebäude gesetzt werden. Durch diese kämen jedoch hohe Kosten auf die Eigentümer zu.

Mir stellt sich nun die Frage, woher dieser ganze Strom kommen soll? Steigender Strombedarf in allen Bereichen sowie die wachsende E-Mobilität verbrauchen bereits enorm viel Energie. Strom aus Windkraft und Solaranlagen steht meistens nicht dann zur Verfügung, wenn viel Wärmebedarf da ist. Es ist ein Zwiespalt, denn der deutsche Strommix bestand 2021 erst zu rund 41 Prozent aus erneuerbaren Energien. Warum also eine nachwachsende Energiequelle wie Holz im Energiemix der Zukunft vernachlässigen? Es gibt bereits einige technische Lösungen, um Holz schadstoffarm zu verbrennen. Außerdem wird beim Energieholz überwiegend auf Koppelprodukte aus der Holzverarbeitung und Waldbewirtschaftung gesetzt.

Die Energiewende gelingt nur, wenn wir alle Möglichkeiten sinnvoll nutzen. Wir können nicht den schwarzen Peter von der einen Branche zur nächsten schieben. Es müssen übergreifende Lösungen her, die uns auch unabhängig von Importen machen. Und dabei sehe ich das Holz, das vor unserer Haustür wächst, als einen wichtigen Baustein im Konzept der klimaschonenden und zukunftsfähigen Energieversorgung an. ●

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