Verkehrssicherungspflicht entlang von Eisenbahnlinien
Schneller Überblick
- Eigentümer von trassennahen Grundstücken sind verkehrssicherungspflichtig und müssen auf dem Grundstück befindliche Bäume regelmäßig prüfen, § 24 AEG
- Ohne auf die Baumkontrollintervalle der Baumkontrollrichtlinien einzugehen, bejaht das LG wegen des Gefahrenpotenzials eine Pflicht zur Kontrolle zweimal im Jahr
- Eine jährliche Kontrolle der Hochsitze und nur der dort befindlichen Bäume genügt nicht
Nach dem vom Landgericht (LG) Stralsund [1] festgestellten Tatbestand waren die Beklagten Eigentümer eines Grundstücks, auf dem ein morscher Baum stand, der zu einem nicht mehr feststellbaren Zeitpunkt am 21. Mai 2018 auf das Bahngleis fiel. Der umgestürzte Baum wies im unteren Bereich ca. 1 m über dem Boden erkennbar Fäulnis und Moosbewuchs auf, was den Sturz verursacht hat. Ein Triebwagen-Schienenfahrzeug kollidierte mit dem Baum und wurde erheblich beschädigt. Die Klägerin behauptet, die verkehrssicherungspflichtigen Beklagten hätten bei einer bloßen Sichtprüfung feststellen müssen, dass der Baum zu hoch gewesen sei und der Stamm morsch war.
Die Beklagten sind der Auffassung, sie seien ihren Verkehrssicherungspflichten nachgekommen, ein Verschulden bestehe daher nicht. Sie betreiben auf dem Grundstück einen Forstbetrieb mit einem Jagdrevier und diversen Hochsitzen, insbesondere an der Bahnstrecke befinden sich mehrere Hochsitze. Es erfolge einmal jährlich eine Begehung der Hochsitze mitsamt der Prüfung der umstehenden Bäume unter Berücksichtigung von deren Standfestigkeit, um ein Umstürzen auf die Hochsitze, die Jäger oder die anliegende Bahnstrecke zu vermeiden. Sollten dabei gefährliche Bäume entdeckt werden, würden diese umgehend abgeholzt. Bei der letzten Kontrolle der Hochsitze um den Schadenort herum sei festgestellt worden, dass weder die Hochsitze noch die im Überprüfungsprotokoll unter „Sonstiges/Bäume“ vermerkten Bäume eine Gefahr dargestellt hätten. Das Vorliegen eines etwaigen Bewuchses, dessen Umsturzkausalität, das Zu-hoch-sein des Baumes und dessen Erkennbarkeit würde bestritten. Sie hätten sich zudem darauf verlassen dürfen, dass auch die Streckeneigentümerin, d. h. die Eisenbahn-Infrastrukturbetreiberin und Inhaberin der Gleisanlagen, die Bäume regelmäßig kontrollieren würde, und ihre Kontrollpflichten daran anpassen dürfen.
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