Entrindung von Einzelstämmen – mit Muskelkraft gegen den Käfer
Eine Möglichkeit stellt dabei die Entrindung der Stämme dar. Die Handentrindung von Stammholz im Wald ist in den letzten Jahren aus der Mode gekommen. Das Holz geht größtenteils im Sägewerk durch stationäre Entrindungsanlagen. Kann das Holz nicht rechtzeitig aus dem Wald geschafft werden, lohnt es sich, bei Kleinmengen über Handentrindung nachzudenken.
Die archaische Methode mit Schäleisen und Körperkraft
Voraussetzung, um sich die körperlich schwere Arbeit zu erleichtern, ist ein an die Körpergröße angepasstes und scharfes Schäleisen – die Gesamtlänge des Werkzeugs soll bis unter die Achsel reichen. Bei starken Bäumen mit dicker Borke funktioniert ein schmales, agiles Schäleisen am besten. Je dünner die zu entfernende Rinde, desto besser beraten ist man mit einem schweren, breiteren Schäleisen. Die Astungsqualität bei der vorausgehenden Aufarbeitung des Stammes hat einen entscheidenden Einfluss auf die Handentrindung mit dem Schäleisen. Die Äste müssen stammeben, das bedeutet unter Rindenniveau abgetrennt werden. Jeder noch so kleine verbliebene Aststummel erschwert die Arbeit mit dem Schäleisen erheblich. Grundsätzlich lässt sich die Rinde im Saft besser abschälen. Ist die Rinde erstmal angetrocknet, bedeutet das eine höhere Kraftanstrengung und einen größeren Zeitaufwand.
Die richtige Arbeitstechnik erleichtert den Ablauf, erfordert jedoch ein hohes Maß an Übung und Erfahrung. Grundsätzlich wird mit Handschuhen, Richtung Krone und tendenziell hangabwärts gearbeitet. Das Schäleisen wird in möglichst langen Bahnen von einem festen Standpunkt aus, beginnend an der Stammoberseite, geführt. Die optimale Länge der abzulösenden Rindenbahnen liegt zwischen etwa 80 cm bis zu 1,20 m. Je weiter das Schäleisen vom Körper entfernt wird, desto schwieriger wird seine Führung und desto höher ist der Kraftaufwand. Danach wird die körperabgewandte Seite bearbeitet. Das Blatt des Schäleisens wird auf die Rückseite gewendet, sobald der Stiel ergonomisch ungünstig weit vom Körper entfernt geführt werden muss. Der schräge Stiel sorgt dann dafür, dass die entastende Person sich dann nicht mehr ergonomisch ungünstig weit über den Stamm beugen muss. Wenn anschließend die dem Körper zugewandte Seite entrindet worden ist, wird der Stamm mit einem geeigneten Wendegerät gedreht und fertig bearbeitet. Dicke Rindenpartien am Wurzelanlaufbereich werden am besten schon vor der Fällung mit der Axt bearbeitet. Es ist effizienter den Stamm als Langholz zu entrinden.
„Die Entrindung sollte erfolgen, wenn sich der Borkenkäfer noch im Larvenstadium befindet.“
Der Arbeitsablauf lässt sich sehr anschaulich im YouTube-Video der Bayerischen Staatsforsten („Baum entrinden mit den Schäleisen“) nachvollziehen.
Motormanuelles Verfahren mit Motorsäge und Anbaugerät
Wer etwas weniger kräftezehrend arbeiten möchte, kann auf Anbaugeräte an die Motorsäge zurückgreifen. Solche Zusatzgeräte können anstelle von Führungsschiene und Sägekette an handelsübliche Motorsägen anbaut werden. Voraussetzung: Je nach Hersteller können leichte Modifikationen der Motorsäge nötig oder nur bestimmte Modelle geeignet sein. Mittels Kette oder Keilriemen und einer mit Klingen bestückten Welle wird die Rinde fräsend abgetragen. Es gibt Aufsätze, die die Rinde komplett abtragen, aber auch Neuentwicklungen, die die Rinde lediglich in Form von Längsstreifen entfernen und damit schneller sind. Ausschlaggebend für die Wirksamkeit gegen Fichtenborkenkäfer ist dabei ein komplettes Durchtrennen der Rinde bis auf den Holzkörper. Die Anforderung an die Entastungsqualität ist dabei deutlich geringer als für eine reibungslose Handentrindung mit dem Schäleisen. Auch angetrocknete Rinde lässt sich mit diesen motormanuellen Anbaugeräten noch verhältnismäßig gut entfernen.
Entrindungsgeräte zum Anbau an Motorsägen sind ab etwa 250 € von verschiedenen Herstellern erhältlich. Einen Umbausatz mit den sogenannten Streifenmessern bietet aktuell nur der Hersteller Eder Maschinenbau GmbH für rund 350 € an. Der Umbau an die Motorsäge gestaltet sich hier sehr einfach.
Es ist ergonomisch sinnvoll die Vorsatzgeräte mit einem Eigengewicht von etwa 2,5 kg möglichst viel auf dem Stamm aufliegen zu lassen. Dafür empfiehlt es sich, den Stamm öfters zu drehen, um möglichst viel Fläche auf der Stammoberseite entrinden zu können.
Gefahr erkannt – Gefahr gebannt?
Grundsätzlich lässt sich dem Ausflug einer neuen Borkenkäfergeneration durch Entrinden vorbeugen. Allerdings hängt die Wirksamkeit der Entrindung auch vom Entwicklungsstadium des Käfers ab. Sind die unter der Rinde lebenden Larven und Puppen noch im sogenannten weißen Stadium, kann sich die neue Generation nicht fertig entwickeln und vertrocknet. Sind allerdings schon die frisch geschlüpften hellbraunen Jungkäfer zu sehen, die sich in der weiteren Entwicklung immer dunkler braun färben, können sich diese oft auch in der abgeschälten Rinde fertig entwickeln und ausfliegen. Sobald also bräunliche Jungkäfer unter der Rinde entdeckt werden, muss die Rinde mittels einer untergelegten Plane gesammelt und anschließend bei niedriger Waldbrandgefahr verbrannt werden. Es ist auch möglich, die Rinde in einer dunklen Folie einzuschlagen, wo die Käfer bei hohen Temperaturen absterben. Dazu kann es hilfreich sein, den betroffenen Stamm auf Unterleger zu rollen, um die Folie einfacher unter dem Baum ausbreiten zu können.
Erst recht gilt diese Einschränkung der Wirksamkeit bei streifenweiser Bearbeitung der Rinde mit dem Eder-Schälgerät.
Wie wirksam die Methode der Streifmesser gegen den Borkenkäfer ist, bedarf noch weiterer Untersuchungen. Wenn sich später im Käferjahr – ab etwa Juli – meistens mehrere Entwicklungsstadien unter der Rinde befinden, ist nach jetzigem Kenntnisstand nicht auszuschließen, dass sich noch Käfer unter den verbleibenden Rindenresten fertig entwickeln.
Alternativ kann das befallene Holz (wie immer und sofern bringbar) zu diesem Zeitpunkt in Rinde auch mindestens 500 m aus dem Wald herausgefahren werden, um den kurz vor dem Ausflug stehenden Käfer für den Wald unschädlich zu machen.
Die Gipfel der vom Käfer befallenen Fichten müssen selbstverständlich anderweitig unschädlich gemacht werden (häckseln, verbrennen, kleinschneiden, aus dem Wald herausfahren).
Zur Unterstützung der privaten und kommunalen Waldbesitzer fördert der Freistaat Bayern die Borkenkäferbekämpfung mittels Entrindung. Nähere Informationen dazu erhalten Sie bei Ihrer zuständigen Beratungsförsterin/ Ihrem Beratungsförster an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Weitere Informationen zum Thema Borkenkäfer und anderen wichtigen Forstschädlingen bietet auch das Kursprogramm der Bayerischen Waldbauernschule zum Beispiel im Kurs „Aktuelle Waldschäden“.
Die Bayerische Waldbauernschule (WBS)
in Kelheim ist das Bildungs- und Schulungszentrum für den Privat- und Körperschaftswald in Bayern. Träger der Schule sind die Bayerische Forstverwaltung und der Verein „Bayerische Waldbauernschule e. V.“.
✔ Immer und überall verfügbar – auf Ihrem Tablet, Smartphone oder Notebook
✔ Sogar im Offlinemodus und vor der gedruckten Ausgabe lesbar
✔ Such- und Archivfunktion, Merkliste und Nachtlesemodus