Logo Forst&Technik digitalmagazin

Artikel wird geladen

Seitenlicht

Wenn ein Langholzzug in der Dämmerung eine Straße überquert, ist eine gute Seitenbeleuchtung unabdingbar

Ein Fahrer der Rundholzspedition Hille aus Kirchhundem hatte vor einigen Jahren einen Unfall. Er hatte Langholz geladen und bog mit seinem Holz-Lkw aus dem Wald auf eine Landstraße ab. In diesem Moment krachte ihm ein entgegenkommender Pkw in die Vorderachse seines Nachläufers. Der Autofahrer blieb glücklicherweise unverletzt, sagte aber später aus, dass er den Holzzug in der Dämmerung nicht gesehen habe.

Ohne Seitenbeleuchtung ist die Ladung nur sehr schwer zu sehen

Wenn man sich das Foto unten auf dieser Seite anschaut, kann man sich gut vorstellen, wie gefährlich solche Situationen sein können. Tatsächlich soll es in den letzten Jahren öfter zu derartigen Unfällen gekommen sein, zum Teil auch mit Personenschäden.

Aktive Beleuchtung

Das Aufmacherfoto dieses Artikels zeigt allerdings, dass man solche Unfälle mit einer guten seitlichen Beleuchtung an der Ladung entschärfen kann. In der Praxis sind dafür schon lange retroreflektierende Hüllen für die Schlauchpakete üblich, die unter der Holzladung vom Zugfahrzeug zum Nachläufer verlaufen. Leider sind sie im Alltag nicht selten verschlissen oder verschmutzt und erfüllen ihre Aufgabe in diesem Zustand nur unzureichend. Das ist zumindest die Erfahrung des Maschinenbautechnikers Michael Hille, der nebenberuflich als Langholzfahrer im genannten Familienbetrieb tätig ist.

Diese Kabeltrommel enthält den 13 m langen LED-Lichtschlauch

Er wollte es besser machen und hatte zusammen mit seinem Freund und Elektrotechniker Tobias Jaspers auch eine Idee: „Könnte man die Ladung eines Langholzzugs mit aktiven Leuchten nicht deutlich besser markieren?“, fragten sich die beiden. Sie machten sich auch sogleich an die Arbeit und entwickelten – basierend auf einer LED-Lichterkette – ein Leuchtband, das aufgerollt auf einer Kabeltrommel am Zugfahrzeug oder am Nachläufer installiert werden kann.

„Lichterketten galten bisher im Straßenverkehr nur als eine Verschönerung.“

Hat der Fahrer im Wald Langholz geladen, zieht er den Lichtschlauch gegen einen Federwiderstand einfach über die gesamte Länge der Versorgungsleitungen aus. Dann hängt er ihn mit einem Karabiner am Nachläufer bzw. Lkw an – je nachdem, wo die Kabeltrommel angebracht ist.

Erste Prototypen

Die Kabeltrommel wird in diesem Nachläufer unter dem Schemel montiert, hier ist der Auslass des Leuchtbandes mit dem Befestigungskarabiner zu sehen

Die ersten Prototypen ihres Produkts haben sie 2019 selbst hergestellt und in der Rundholzspedition Hille an drei Fahrzeugen getestet. Aus ihrer Sicht hat das so gut funktioniert, dass sie für ihr Produkt auch Marktchancen sahen. Wenn sie damals allerdings gewusst hätten, wie schwierig sich die Zulassung des Produkts gestalten würde, dann hätten sie wahrscheinlich die Finger davon gelassen...

Doch zunächst ging alles gut. Sie beantragten einen Gebrauchsmusterschutz, der im August 2020 eingetragen wurde, und gründeten für die Produktion und den Vertrieb im Januar 2021 die Firma Hille & Jaspers GbR. Sie waren guter Dinge, damit auch die Grundlagen für die verkehrsrechtliche Zulassung geschaffen zu haben. Allerdings erfuhren sie bald, dass dies bei ihren Lichterketten gar nicht möglich ist. Maßgeblich für eine Zulassung beim Kraftfahrtbundesamt (KBA) sind die technischen Anforderungen an Fahrzeugteile bei der Bauartprüfung nach § 22a StVZO – und im Detail die technischen Anforderungen für die Beleuchtung, die TA 16. Sie regelt zum Beispiel die Lichtstärke für die Sicherung einer nach hinten hinausragenden Ladung. Für Leuchten, mit der man eine lange Ladung seitlich kennzeichnet, gab es hingegen keine Regelung – und damit auch keine Zulassung für ihr Produkt. Das war einer der Rückschläge, die Hille und Jaspers fast dazu gebracht hätten, ihr Ansinnen an den Nagel zu hängen. So auch kurz vor Weihnachten 2022, als wieder ein negatives Messergebnis ihres Leuchtbandes das Projekt zum Erliegen gebracht hatte. Aber bei einer Flasche Bier sagten sich Hille und Jaspers eines Abends im Frühjahr dieses Jahres: „Komm, einmal probieren wir es noch!“

Genehmigung im Oktober

Mit der Hilfe des TÜV Rheinland – in der Person des Laborleiters Fabian Stahl – haben sie es dann tatsächlich geschafft. Ihr Leuchtband erfüllt nun die lichttechnischen Anforderungen, sie konnten nachweisen, dass ihre Firma in der Lage ist, genehmigungskonforme Produkte herzustellen. Und vor allem ergänzte das KBA eigens für ihre Lösung die TA 16. Die genaue Formulierung sparen wir uns an dieser Stelle.Fest steht, dass Hille und Jaspers auf ihrer Grundlage Ende Oktober endlich die Erlaubnis erhalten haben, ihre Leuchtbänder für den Straßenverkehr zu verkaufen.

Das Leuchtband wird mit dem Karabiner an den Versorgungsleitungen befestigt

Wir von der Forst & Technik haben die „Seitenbeleuchtung H22J SM“ noch nicht im Einsatz gesehen, der Beschreibung nach ist sie aber ein durchdachtes Produkt. Es handelt sich um einen 13 m langen Leuchtschlauch, der aus einem widerstandsfähigen und lichtdurchlässigen Kunststoff besteht und auf 10m mit LED-Dioden ausgestattet ist. Nach dem Abladen der Ladung löst der Fahrer zunächst den Karabiner und zieht einmal am Band.Dann wickelt es sich automatisch auf die Trommel und ist dort gegen Spritzwasser und Verschmutzung geschützt.

Ein innenliegendes Sicherungsseil verhindert, dass der Schlauch komplett abreißen kann, sollte die Hülle im Betrieb einmal beschädigt werden.

Hille und Jaspers haben darüber hinaus eine Reihe von Vorkehrungen getroffen, damit ihr Produkt einfach zu handhaben ist. Dazu zählt ein Stopper, der verhindert, dass das Schlauchende beim Einzug in der Kabeltrommel verschwindet. Aber auch der Federmechanismus ist so gestaltet, dass die LED-Seitenbeleuchtung den Praxistest bestehen dürfte. Nicht zuletzt ist am vorderen Ende des Leuchtbandes eine Ösenschraube mit Karabiner angebracht, um das Leuchtband einfach einhängen zu können

Die Erfinder des Leuchtbands: Tobias Jaspers (l.) und Michael Hille

Das Produkt kann ab sofort im Internet auf der Webseite hille-jaspers-gbr.de bestellt werden.

Holen Sie sich noch mehr wertvolle Fachinfos.
Lesen Sie weiter in der digitalen Ausgabe Forst&Technik !

Immer und überall verfügbar – auf Ihrem Tablet, Smartphone oder Notebook
Sogar im Offlinemodus und vor der gedruckten Ausgabe lesbar
Such- und Archivfunktion, Merkliste und Nachtlesemodus