Der SmartSkidder
Es ist ein Bild für die Götter: Fünf Männer stehen im Wald des Barons von Adelsheim und sind außer sich vor Freude. Anstifter dieses Ausbruchs war Bernward Welschof, seines Zeichens Ingenieur und somit einem Berufsstand zugehörig, dem man eher einen nüchternen Charakter nachsagt. Aber Welschoff jubelt geradezu, als er mit der umgeschnallten Funkfernsteuerung eine schräg stehende Küstentanne wieder aufrichtet. Einfach so, ganz langsam bis sie fast wieder gerade steht. Dann lässt er sie nochmal über die Bruchleiste ab und richtet sie erneut auf. Zum Schluss bringt er den Baum sicher auf die Erde und zieht ihn an die Waldstraße vor.
Die Fernsteuerung und die so fein justierbare Seilwinde sind zwei wichtige Merkmale des SmartSkidders, einer Rückeraupe, die Suffel Fördertechnik eigentlich auf der KWF-Tagung vorstellen wollte. Jetzt kommt sie auch ohne Messe – auf einen Markt, der mit Forstraupen anderer Hersteller einerseits schon gut besetzt erscheint. Andererseits hat sich dieses Produktsegement in den letzten Jahren so gut entwickelt, dass eine Marke mehr wohl auch noch ihren Platz finden wird. Die wendigen, bodenschonenden und ferngesteuerten Maschinen sind bei der seilwindenunterstützten Holzernte gefragt, beim Zufällen in die Kranreichweite der Harverster und zum Vorliefern an die Rückegassen. Mehrheitlich sind sie deshalb reine Seilwindenträger. Daneben haben aber auch Modelle Fuß gefasst, die man zusätzlich mit kleinen Fräsen, Säaggregaten, Hackern oder Schneefräsen ausstatten kann.
Der SmartSkidder ist von der Bauweise her in erster Linie eine Seilwindenmaschine. Die Stämme liegen beim Vorliefern im Unterschied zu den meisten anderen Raupen allerdings auf einem drehbar gelagerten Rungenschemel. Wegen seines nach oben klappbaren Rückeschildes eignet er sich darüber hinaus für Transportaufgaben. Interessant ist das für Waldbesitzer oder Forstunternehmer, die zum Beispiel Zaunbaumaterial transportieren wollen oder Wassertanks, mit denen sie Forstkulturen wässern möchten.
Die Maschine
Auf einem im Fahrzeugrahmen fest integrierten Raupenfahrwerk mit 250 mm breiten Gummiketten ist vorne die Antriebseinheit mit Motor, Hydraulik und Seilwinde untergebracht. Mit 18,5 kW Motorleistung ist das Gerät im Vergleich nicht üppig motorisiert. Nach Auskunft von Bernward Welschof reicht diese Leistung aber völlig aus, denn neben der eigens entwickelten hydrostatischen Ansteuerung sorgt auch die Gewichtsverteilung der Maschine dafür, dass sie beladen ihre Kraft optimal auf den Boden übertragen kann. Welschof, der viele Jahre Entwicklungsleiter für Antriebstechnik bei der Linde Material Handling in Aschaffenburg war, hatte die Grundidee zu dieser Maschine, die Suffel Fördertechnik nun zur Serienreife weiterentwickelt hat.
Der SmartSkidder ist eine durchdachte Forstraupe mit viel Stauraum und praktischen Detaillösungen
Der SmartSkidder arbeitet mit einer Eintrommelseilwinde, die 70 m Seil fasst und eine Zugkraft von 40 kN entwickelt, die bei jeder Geschwindigkeit in beide Richtungen zur Verfügung steht. Das Seil läuft über eine hoch angebrachte, robuste Seilrolle, die mit einem hydraulischen Seilausstoß ausgestattet ist. Die Winde zieht den Stammfuß über das schräg abgestützte Heckschild auf den Rungenschemel, der bis 1,2 t belastbar ist.
Bei einer Vorführung im Forst des Barons von Adelsheim hat sie mit dieser Ausrüstung auch einen starken Buchenstamm bewältigt, ihn auf dem Forstweg bis zum nächsten Polter gezogen und dort mit dem Rückeschild gepoltert. Starkes Holz ist also möglich, aber natürlich nicht die Regel. Der Betriebsleiter Daniel Seitz hat den SmartSkidder in der Testphase überwiegend genutzt, um verstreut anfallendes Borkenkäferholz vorzuliefern. Mit ihren zwei Gängen (2,2 bzw. 4,5 km/h) kann man die Raupe dabei auf kurzen Fahrstrecken durchaus auf eigener Achse von Baum zu Baum umsetzen, Seitz hat es aber vorgezogen, das mit dem Pkw-Anhänger zu erledigen. Das geht schneller, und man setzt auf diese Weise auch das Werkzeug gleich mit um. Bei einem Raupengewicht von 1 650kg ist das mit dem Pkw kein Problem.
Seitz hat den SmartSkidder daneben für die seilwindenunterstützte Holzernte verwendet. Die Maschine stützt sich beim Anziehen des Seiles mit dem Polterschild zwar gut ab, bei starken Bäumen muss man sie aber zusätzlich an einem Baum befestigen. Das ist ein Nachteil aller leichten Forstraupen. Doch das Gesamtkonzept des SmartSkidders macht diesen Aufwand wieder wett. Dazu zählt auch die proportional regelbare Zugkraft der Seilwinde. Wie eingangs beschrieben, kann man einen Baum mit ihr sehr dosiert zu Fall bringen, während eine Seilwinde ohne Proportionalsteuerung das Seil ruckartig mit voller Geschwindigkeit anzieht.
Ein zentrales Element ist darüber hinaus die Funkfernsteuerung, die Suffel Fördertechnik nach eigenen Vorgaben bei der Firma Autec fertigen lässt. Sie erfüllt die neue Norm für Funkfernsteuerungen;die Bedienelemente für die verschiedenen Funktionen sind also klar zugeordnet. Sie besitzt außerdem den geforderten Freigabeschalter, den man erst betätigen muss, um eine Funktion auslösen zu können.
Wie Welschof betont, ist die Schaltung einfach aufgebaut und intuitiv zu bedienen. Ein Joystick ist für den Fahrantrieb und das Lenken der Raupenbänder vorgesehen; mit einem zusätzlichen Kippschalter wechselt der Fahrzeugführer den Gang. Der zweite Joystick ist der Seilwinde und dem Heckschild vorbehalten. Für den Akku gibt es im Motorgehäuse ein Ladefach. Wer will, kann dort über einen USB-Stecker sogar sein Smartphone oder einen Laptop mit Strom versorgen.
Praktische Features
Damit sind wir schon bei den zahlreichen Details angekommen, mit denen der SmartSkidder punkten kann. Das Motorgehäuse aus Aluminium ist schallgedämpft, sodass die Raupe recht leise arbeitet. Sie besitzt vorne nicht nur eine Halterung für die Motorsäge und einen Fällheber, sondern auch eine frei zugängliche Ablage, in die ein Benzinkanister und andere Arbeitsutensilien passen. Ungewöhnlich sind zwei verschließbare Fächer links und rechts in der Motorhaube: ein sogenanntes Kaltfach, in das zum Beispiel die Fernbedienung oder ein Laptop passen, und ein zweigeteiltes Warmfach. Darin kann der Fahrer zum Beispiel nasse Handschuhe trocknen und/oder Essen warm halten.
Weitere praktische Merkmale sind eine Anhängekupplung in der Front und zwei Éinsteckrungen, die man bei Bedarf am waagerecht gestellten Heckschild anbringen kann. Nicht zuletzt gibt es unterhalb der Seilrolle auch noch eine Halterung für eine Umlenkrolle, über die man den Seileinlauf tiefer legen kann.
Die Bodenfreiheit beträgt 330 mm. Ein Blick unter die Maschine offenbart einen glatten, geschlossenen Stahlboden, der Ästen oder Stöcken keinerlei Angriffsfläche bietet. Überhaupt sieht man an der Maschine nicht einen Hydraulikschlauch. Alles ist so konstruiert, dass mechanisch verursachte Schäden an der Hydraulik ausgeschlossen erscheinen.
Die Firma Suffel
Der Preis der Maschine beträgt um die 60 000 €. Damit liegt sie preislich im Mittelfeld und dürfte angesichts der durchdachten Konstruktion Chancen am Markt haben. Neben dem Verkauf sind auch Leasing oder Miete möglich.
Es mag Bedenkenträger geben, die Suffel Fördertechnik für einen Newcomer im Forst halten, und die erst einmal abwarten, ob sich die Forstraupe bewährt. Diese Skepsis kann der technische Leiter Alfred Rücker aber schnell entkräften: „Die Firma Suffel hat über 60 Jahre Erfahrung in der Entwicklung von Sonderbaulösungen an Flurförderzeugen und Industriemaschinen. Wir haben schon über 10 000 Kundenlösungen für anspruchsvolle Transportaufgaben entwickeln. Diese Erfahrung ist komplett in den SmartSkidder eingeflossen. Nicht zuletzt auch die intelligente und zuverlässige Hydraulik aus der Linde-Staplerwelt. Außerdem haben uns erfahrene Praktiker begleitet, deren Wünsche wir berücksichtigt haben.“ Was viele Leser wahrscheinlich nicht nicht wissen: Firma Suffel beliefert seit vielen Jahren bekannte Forstmaschinenhersteller mit Hydraulikkomponenten. Welschof selbst hat in seiner Zeit bei Linde auch einen stufenlosen Fahrantrieb für einen Skidder entwickelt. Kow How in Fahrzeugbau und Hydraulik ist also im ausreichenden Maß vorhanden.
Vertrieb und Service
Fachmännisch besetzt ist darüber hinaus der Vertrieb, für den Reinhold Körner zuständig ist. Er war 30 Jahre selbst Forstunternehmer und hat als einer der ersten seiner Zunft den Woodcat der Firma Dasser gekauft. Die knickgelenkte Radmaschine war in gewisser Weise ein Vorläufer der heutigen Rückeraupen. Ihm zur Seite steht in Aschaffenburg als Kundendienstchef Florian Wissel, der am Anfang auch die Produktion leiten wird.
Von Aschaffenburg aus stellt Suffel Fördertechnik nicht zuletzt die Ersatzteilversorgung sicher. Alle Bestellungen, die werktags von 7 bis 17Uhr eingehen, werden am selben Tag bearbeitet und die gewünschten Ersatzteile im Lager versandfertig gemacht. Alfred Rücker betont, dass Suffel dabei eine Lieferfähigkeit von 94 % erreicht. In der Regel sind die Teile am nächsten Vormittag beim Kunden. Denn bei Suffel weiß man: „Der Kunde kauft ein zweites Gerät nur dann, wenn er mit dem Service zufrieden ist.“
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